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Schloss-Theater In Jever Fenster auf – und los geht’s

Jever - Vorhang auf ... Nein ... Fenster auf für Schauspieler Jeffrey von Laun oder doch nicht? Ah, Moment, jetzt öffnet sich das Fenster, das direkt über dem Eingang zum Café den Blick in den Schlossinnenhof zulässt. „Hier drinnen ist eine Hochzeit“, sagt von Laun zu Schauspielerkollege Vasilios Zavrakis und Regisseur Frank Fuhrmann von der Landesbühne Nord in Wilhelmshaven.

„Egal, ich fange jetzt einfach an“, ruft von Laun aus dem Fenster. Und dann legt er los: Er erzählt von Kasper Hauser, der eines Tages unvermittelt auf dem Nürnberger Marktplatz auftaucht.

Wer ist der Mann?

Zeitgleich taucht Vasilios Zavrakis als Kasper Hauser im Innenhof auf – sein Gang ist schwankend, er hält ein kleines Holzpferd in der Hand, stammelt. Ein Reiter will er werden. Jeffrey von Laun, jetzt Ordnungshüter mit Pickelhaube, versucht herauszufinden, welche sonderbare Gestalt ihm gegenüber steht. Kasper Hauser trägt Zettel und Brief bei sich.

Noch sind Biertische und Bänke leer, bis zur Premiere am 15. August laufen die letzten Proben für „Das Tagebuch Kasper Hausers“ – ein Projekt der Landesbühne in Kooperation mit dem Schloss Jever und gefördert von der Volksbank Jever.

Der Stoff von Kaspar Hauser, dem Findelkind, das als verwahrloster und verwirrter Junge am Pfingstmontag 1828 auf dem Marktplatz in Nürnberg auftaucht, begleitet Fuhrmann seit Jahrzehnten. „Vor 30 Jahren habe ich selbst Kaspar Hauser gespielt. Und jetzt habe ich Lust, das Stück hier zu inszenieren“, sagt er.

Jeffrey von Laun und Vasilios Zavrakis sind ein eingespieltes Mini-Ensemble, beide spielen zusammen „Blaue Weihnacht“ als Wintertour. Kasper Hauser könnte die Sommertour werden, wenn das Stück in Jever gut beim Publikum ankommt. Gespielt wird zwischen und mit den Zuschauern, es gibt eine kleine Bühne, die für Kasper Hauser Rückzugsort ist. Jeffrey von Laun verkörpert alle Menschen, mit denen Kasper Hauser zu tun bekommt. Tontechnik und Licht sind sehr überschaubar – quasi Theater unplugged.

„So ist man sehr nah dran an den Leuten“, sagt von Laun. „Angenehm unangenehm“ findet das Vasilios Zavrakis. „Kasper Hauser ist eine spannende Figur. Durch seine Art hält er den Menschen in der Biedermeierzeit, die geprägt war von Regeln und Konventionen, den Spiegel vor“, sagt Regisseur Frank Fuhrmann. „Das Stück wirft auch einen Blick auf Erziehung, wie sie damals praktiziert wurde.“

Geprobt hat das Ensemble zuerst im Volkspark in Hamburg Altona, dort wohnt Zavrakis; auch Frank Fuhmanns Garten in Oldenburg diente schon als Spielstätte – probehalber. „Wir haben immer draußen geprobt, aber der Schlossinnenhof als Spielstätte ist noch mal etwas besonderes“, schwärmt Vasilios Zavrakis.

Die Proben laufen seit Juni und finden in Blöcken statt. „Die Pausen dazwischen, die machen es aus“, sagt Zavrakis. „Dann rattert der Kopf und man kommt mit Leuten ins Gespräch. Jeder hat schon mal was von der Materie gehört, viele haben einen Bezug dazu, erzählen dann ihre Geschichten, ihre Sichtweise.“ Er sei noch nicht ganz sicher, wie die Sprache von Kasper Hauser beim Publikum ankommt. „Ich hatte teils selbst Mühe, der Sprache zu folgen, weil die Sätze oft sehr lang sind. Ich musste die Passagen zu Beginn häufiger lesen bis ich sie verstanden hatte.“

Trotzdem geht das Ensemble davon aus, dass sich am Premierenabend und an den weiteren Spielabenden viele Gespräche rund um Kasper Hauser ergeben – denn in Weingartenatmosphäre soll nach dem etwa einstündigen Stück noch Zeit sein für den Austausch mit Schauspielern und Regisseur. „Das ist direkt, schon im Stück werden wir die Leute anspielen, danach kommt man dann ins Gespräch“, sagt von Laun.

Und wo geht’s zum Klo?

Das sei auch das Besondere an der Inszenierung: die direkte Interaktion mit dem Publikum in lockerer Atmosphäre – quasi Theater zum Anfassen.

Das zeigt sich auch schon bei den Proben im laufenden Schlossbetrieb: Manche Besucher kommen in kleinen Gruppen, unterhalten sich einfach weiter, andere machen sich gegenseitig darauf aufmerksam, dass hier offensichtlich gerade etwas passiert, wieder andere bleiben stehen, schauen zu oder setzen sich auf die Bänke.

„Und manche fragen auch einfach nach dem Klo“, sagt Frank Fuhrmann und lacht. Die Antwort kommt inzwischen wie aus der Pistole geschossen: „Rein ins Café und dann gleich die erste Tür links.“

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