Oldenburg Ist der Tod wirklich das Ende oder gibt es ein Leben danach? Ein ernstes Thema, mit dem sich Astrid Lindgren (1907–2002) in ihrem nicht unumstrittenen Buch „Die Brüder Löwenherz“ auseinandergesetzt hat. Regisseurin Nora Bussenius hat das Märchen nun kindgerecht für die Bühne aufbereitet. Erstmals gezeigt wurde das Stück am Sonntag vor ausverkauften Reihen im Kleinen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters.
Für „Krümel“ (Siine Behrens) sieht es nicht gut aus. Er liegt sterbenskrank an zahlreichen Schläuchen im Bett. Sein Bruder Jonathan (Yassin Trabelsi) weicht ihm nicht von der Seite, will ihm die Angst vorm Sterben nehmen, indem er ihm über das Land Nangijala erzählt, wo die Seele nach dem Tod hinwandern soll.
Doch es kommt alles ganz anders. Beim Versuch, Krümel vor einem Feuer zu retten, stirbt Jonathan. Krümel – von Gedanken an Nangijala und seinen Bruder getragen – blickt nun furchtlos dem Tod entgegen und folgt nur wenig später Jonathan. Auf den ersten Blick ist in Nangijala alles friedlich. Doch der Schein trügt.
Zauberhafte Kulisse
In 80 pausenlosen Minuten erleben wir eine abenteuerliche Geschichte mit Intrigen, Freundschaft und Mut. Beim Versuch, das Heckenrosental vom Tyrannen Tengil und dem Ungeheuer Katla zu befreien, müssen die Brüder einige Gefahren überwinden.
Hinter all den Abenteuern steckt auch immer eine ernste Botschaft. Mit der Zeit wird Krümel – inzwischen Karl Löwenherz genannt – immer mutiger. Er lernt bei jedem Abenteuer, seine Ängste zu überwinden, aber auch Abschied zu nehmen.
Der Regie gelingt es, das sensible Thema verständlich, spannend und gewaltfrei aufzubereiten. Man hält sich dicht an die Vorlage und schafft es, trotz des Humors nicht die Dramatik der Geschichte zu vergessen.
Die zauberhafte Kulisse (Sebastian Ellrich) lässt viel Spielraum für Interpretation. Alles glänzt in Weiß und Rot, die liebevoll gestalteten Kostüme fügen sich nahtlos in die Szenerie ein. Eben noch im sterilen Krankenzimmer, befinden wir uns plötzlich in einer Märchenwelt aus längst vergangenen Zeiten. Ein riesengroßer Baum zum Herumtollen vereinnahmt die Bühne. Von der Decke baumeln Kissen, die Schimmel darstellen.
Stimmen aus dem Off und Videosequenzen (Hanna Linn Ernst) erzählen nebenbei die Geschichte weiter. Stilmittel, die nicht stören, da sie sich nahtlos in das Stück integrieren. Stimmiges Lichtspiel (Herbert Janßen) verwandelt die Bühne mal in einen sicheren Unterschlupf, mal in eine dunkle Höhle im Feindesland. Die Musik (Henning Brand) ist stimmig, passt zur jeweiligen Situation – allerdings manchmal so laut, dass einige Dialoge untergehen.
Das Stück lebt vor allem von den hervorragenden Darstellern. Es vergeht kaum eine Sekunde, in der nicht herumgetollt oder geflachst wird. Die besondere Beziehung zwischen Jonathan und Krümel wird sofort ersichtlich – eine Bruderliebe, die bis über den Tod hinaus geht. Man fühlt mit den Brüdern, sowohl Freude als auch Leid.
Kein Abschied für immer
Am Ende ist die Schlacht gegen Tengil und seine Schergen zwar gewonnen, doch es gibt viele Verluste. Krümel hat allerdings gelernt, Abschied zu nehmen. Gemeinsam mit seinem Bruder verschwindet er im Licht. Vorhang zu, mächtiger Applaus.
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