Wildeshausen - Die Welt ist manchmal klein. Als die süddeutsche Gitarristin Jule Malischke im Februar zusammen mit einem Studienkollegen aus Ostfriesland im „Wilhelm 13“ in Oldenburg auftritt, ist Torsten Koschnitzke unter den Konzertbesuchern. Der Wildeshauser ist auf der Suche nach Musikern für das Festival „Genuss am Fluss“ im September und gleich begeistert von der jungen Singer-Songwriterin.

Und so hat Jule Malischke am Sonnabend, 12. September, die Gelegenheit, ab 12 Uhr vor der historischen Kulisse von Alexanderkirche und Amtshaus die Besucher mit ihrem Akustik-Folk-Pop zu begeistern. Zusammen mit Geigerin Isa Kimmel und Gitarrist Stephan Bormann präsentiert die junge Künstlerin ihr Trio-Projekt. „Wir spielen teils allein, teils zu dritt Stücke von meiner neuen CD, aber auch bekannte Lieder von U2, Norah Jones oder Melissa Etheridge in der uns eigenen Art“, berichtet die Künstlerin im Gespräch mit der NWZ .

Dabei ist die Gitarristin, die 1986 in Heidenheim an der Brenz geboren wurde, weit weg von „Lagerfeuerbegleitung“, hat sie das Instrument doch klassisch studiert und bringt es notfalls auch mal mit Klopfgeräuschen auf den Korpus zum Klingen.

Die Gitarre war von Anfang an Jules Instrument. Doch das musste sich die Achtjährige zunächst von ihrer Mutter, einer Erzieherin, stibitzen. Da nämlich Jules erste Versuche auf dem Klavier mangels Fleißes gescheitert waren, verweigerten die Eltern ihr zunächst ein weiteres Instrument. Doch irgendwann knickten sie ein, denn Jule war hartnäckig: „Bis zur achten Klasse habe ich jeden Morgen noch vor der Schule im Schlafanzug beim Kakao herumgezupft“, schmunzelt sie. Früh spielte und gewann sie Wettbewerbe, aber im Vordergrund stand die sportliche Karriere als Tennisspielerin.

Die war jedoch schlagartig vorbei, als die junge Frau mit 17 Jahren eine schwere Verletzung erlitt. „Ich wurde verschraubt, fiel in ein tiefes Loch, aber hatte zum Glück noch meine Gitarre“, blickt sie auf diese harte Zeit zurück.

Doch es sollte nicht nur beim Musizieren bleiben, denn Jules Mentor und Gitarrenlehrer Willi Geyer wusste längst auch um das stimmliche Potenzial seiner Schülerin. Zusammen gründeten sie das Duo „Pep Talk“ und nahmen das erste Album „Talkin to the river“ auf mit Songs über Glück, Liebe und Sehnsucht.

„Aufgewachsen in einem grundsoliden schwäbischen Elternhaus“ setzte Malischke aber nicht nur auf die Kunst, sondern absolvierte auch ein Lehramtsstudium in Augsburg. Hin- und hergerissen zwischen Sicherheit und Risiko brachte ein Seminar in der Toskana die Wende. Jules Wunsch, Musikerin zu werden, wurde neu entfacht, und es folgte ein Master-Studiengang an der Musikhochschule in Dresden. Dort traf Malischke den Gitarristen und Arrangeur Stephan Bormann, der ihr 2014 bei ihrem Debütalbum „Whatever may happen“ zur Seite stand und auch in Wildeshausen mit von der Partie ist.

Dass sie auf ihr „Herz gehört und von dem Sicherheitsding los gelassen hat“, hat Jule bis heute nicht bereut. „Es ist zwar ein Knochenjob, aber man kriegt auch viel zurück“, erzählt sie voller Vorfreude auf ihren ersten Auftritt in Wildeshausen.