Oldenburg - Die Frage, ob eine einzelne Akustik-Gitarre einen ganzen Konzertabend tragen könnte, ist am Sonnabend im Wilhelm13 nachdrücklich beantwortet worden, auch wenn dieser Abend ein Doppelkonzert zusammen mit der bemerkenswerten Singer/Songwriterin Jule Malischke war.
Was der junge Sönke Meinen auf und mit seinem Instrument anstellt, ist zusammengefasst einfach phänomenal. Dass Angehörige der sogenannten Fingerstyle-Gitarrenszene ihr Instrument virtuos beherrschen, ist bekannt und immer wieder eindrucksvoll. Doch der 24-jährige Meinen aus Idafehn setzt noch einen drauf.
Das von ihm komponierte Stück „Perpetuum mobile“ ist der Gipfel von Fingerakrobatik. Wie ein Derwisch fegt Meinen über die Saiten, macht die Gitarre zur Bongo-Trommel mit irrwitzigen Rhythmen, gestützt vom Grundthema, dem „Perpetuum mobile“, das dem Ausflug in die Abteilung Schlagzeug Halt und Ruhe gibt. Trotz des schier unmöglichen Tempos kann man ihm so jederzeit folgen. Einfach faszinierend.
Meinen studiert bei den international renommierten Gitarrendozenten Thomas Fellow, Stephan Bormann und Reentko Dirks in Dresden. Das macht sich bezahlt. Der junge Musiker hat einen ganz eigenen Spielstil entwickelt, der nicht nur technisch virtuos ist, sondern auch viel Raum für ein tiefes musikalisches Verständnis für Harmonien lässt, das Meinen vor allem auch in seinen langsamen Stücken offenbart.
Sein Arrangement von „Long and Winding Road“ von den Beatles ist ein musikalischer Hochgenuss ebenso wie der eher konzertante „Dawn Song“, der großes Talent für die klassische Gitarre offenbart. Sönke Meinen ist bisher vor allem wenigen Insidern der Fingerstyle-Gitarrenszene bekannt. Das dürfte sich ändern. Der Oldenburger Konzertveranstalter Paddy Maindok, der Meinen bereits seit seinen ersten Konzertauftritten vor vielen Jahren kennt, spricht von einer unglaublichen Entwicklung. Der 24-Jährige ist längst kein Talent mehr, sondern einer aus der Riege der Vollblutmusiker.
Eröffnet wurde dieser bemerkenswerte Konzertabend im ausverkauften Wilhelm13 von Jule Malischke. Die 28-jährige Singer/Songwriterin, die an derselben Hochschule in Dresden studiert, bedient mit ihrer Kunst eigentlich ein anderes Publikum.
Sie offenbart ebenfalls ein hervorragendes Gitarrenspiel, das die Qualitäten des Instrumentes aber weniger in der Virtuosität sucht, sondern eher als ideales Begleitinstrument für eine wunderschöne Stimme.
Gelegentlich bekommt man den Eindruck, dass Musiker aus diesem Genre entweder gut singen oder gut Gitarre spielen können. Malischke kann ohne Zweifel beides. Ihre eigenen Songs, die sie inzwischen auch als CD mit dem Titel „Whatever may happen“ herausgegeben hat, verraten ein hohes Maß an Musikalität. Die warme und ausdrucksstarke Stimme nimmt den Zuhörer gefangen. Die überraschenden Harmonien, erzeugt von einer mitunter anderen Stimmung der Gitarre, die das herkömmliche E - A - D - G - H - E verlässt (wofür man dann für ein Konzert gleich mehrere Gitarren im Gepäck benötigt), sorgen für einen ganz eigenen Sound.
Zum Ende eines außergewöhnlichen Konzertes gab es die beiden Musiker im Duo. Und das gleich verdientermaßen mit einigen Zugaben, die ein rundum begeistertes Publikum vehement einforderte.