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Kunstmarkt Ii Der letzte „Schrei“ bricht Rekord


Als die Spannung stieg: bei Sotheby’s in New York mit Auktionator 
Andrew Gombert

Als die Spannung stieg: bei Sotheby’s in New York mit Auktionator

Andrew Gombert

NEW YORK - Nie zuvor wurde bei einer Auktion mehr für ein Gemälde gezahlt. Damit überbot „Der Schrei“, eines der bekanntesten Bilder der Kunstwelt, den bisherigen Rekordhalter um mehr als 13 Millionen Dollar. Vor zwei Jahren war „Akt mit grünen Blättern und Büste“ von Pablo Picasso für 95 Millionen Dollar zugeschlagen worden, mit dem Aufgeld waren es 106,5 Millionen Dollar.

„Der Schrei“ ist allerdings nicht das teuerste Gemälde der Welt. Als dieses gilt Paul Cézannes „Die Kartenspieler“, für das 2011 bei einer privaten Transaktion 250 Millionen Dollar geflossen sein sollen. Jackson Pollocks „No.5“ von 1948 brachte vor sechs Jahren bei einem privaten Verkauf 140 Millionen Dollar.

Bei Munchs Gemälde lag der Hammerpreis am Mittwochabend (Ortszeit) bei 107 Millionen Dollar. Damit ist „Der Schrei“, 1895 entstanden, das erste Bild der Kunstgeschichte, bei dem das letzte Gebot bei mehr als 100 Millionen Dollar lag. Mit dem üblichen Aufgeld (Provision) von zwölf Prozent ergibt sich ein Kaufpreis von genau 119 922 500 Dollar.

Einst Nachbar von Munch

Über den Käufer, der möglicherweise aus Katar stammt, war zunächst nichts bekannt. Er hatte per Telefon mitgeboten. Mit einem Konkurrenten hatte er sich ein Bieterduell geliefert. Zunächst schien bei 80 Millionen Dollar Schluss zu sein – die Höchstgrenze der Sotheby’s-Schätzung. Doch dann ging das Duell weiter, durchbrach bei 96 Millionen den Rekord und endete bei kaum glaublichen 107 Millionen Dollar. Zum Vergleich: Oft wird diese Summe nicht einmal für eine ganze Auktion zusammen erzielt.

Verkauft hat den „Schrei“ der norwegische Kaufmann Petter Olsen. Sein Vater war einst Nachbar von Munch und hatte das Bild vor mehr als 70 Jahren gekauft. Olsen will mit dem Erlös ein Munch-Museum bauen. Nachfahren des jüdischen Kunstsammlers Hugo Simon hatten die Versteigerung zuvor kritisiert. Simon sei in der Nazi-Zeit aus Deutschland geflohen und habe das Bild im Exil aus Not verkauft.

Von Munchs „Schrei“ gibt es vier Versionen. Drei davon hängen in norwegischen Museen und sind praktisch unverkäuflich. Das jetzt verkaufte Bild von 1895 ist für viele das beeindruckendste, weil die Figur von Munch (1863– 1944) mit den meisten Konturen gezeichnet ist und zudem der Gegensatz zwischen dem Entsetzen des Schreienden und der Idylle der Umgebung am deutlichsten ist. Nach Umfragen ist „Der Schrei“ das zweitbekannteste Gemälde nach der „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci.

Museen profitieren

Friedrich Scheele (51), Vorsitzender des Museumsverbandes Niedersachsen/Bremen, meint, dass auch „ kleine und mittlere Museen von der Aufmerksamkeit, die Kunst im Moment durch so spektakuläre Auktionen erfährt“, profitieren können.

Scheele, der auch Direktor der Museen, Sammlungen und Kunsthäuser in Oldenburg ist, warnt allerdings Museen. Sie sollten in Krisenzeiten keineswegs Werke aus ihrem Bestand verkaufen. Es handele sich schließlich um „öffentliches Kulturgut“, und „Kunst sollte in Museen über lange Zeit zugänglich sein“. Die Museen würden sich bei Verkäufen „letztlich selbst zur Diskussion stellen“.

Das teuerste Objekt in seinen Häusern, so Scheele, sei mehrere Millionen Euro wert, Meisterwerke von Horst Janssen lägen wertmäßig schon einmal im sechsstelligen Euro-Bereich.

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