NORDENHAM - Die Erfolgsgeschichte der Jahnhalle als Kulturzentrum wäre nicht geschrieben worden, wenn die Nordenhamer tatenlos zugesehen hätten, was die Politik geplant hatte. Ende der 70er-Jahre drohte dem altehrwürdigen Gebäude die Abrissbirne. Im Stadtrat hatte sich bereits eine Mehrheit dafür abgezeichnet, dass die Jahnhalle einem Hochhaus weichen sollte. Dazu kam es aber nicht, weil die Nordenhamer, an ihrer Spitze der ehemalige Lehrer Hermann Borchers, massiv dagegen protestierten.
So begann ein neues Kapitel in der Geschichte des Hauses. Am 1. Oktober vor 25 Jahren startete die Jahnhallen-Ära als Kultur- und Jugendzentrum. Anfang nächsten Monats soll dieses Jubiläum gefeiert werden (siehe neben stehenden Kasten).
Die Doppelnutzung als Kultur- und Jugendzentrum hatte sich die Stadt seinerzeit vom Pumpwerk in Wilhelmshaven abgeguckt. Erster Leiter der Jahnhalle war Christian Tornau, verantwortlich für den Kultur- und den Jugendbereich. In den Anfangsjahren waren diese beiden Bereiche noch eng miteinander verzahnt, wie der heutige Programmchef Stefan Jaedtke erzählt, der damals ehrenamtlich in der Jahnhalle tätig war. Die erste Kulturveranstaltung war ein Konzert mit Knut Kiesewetter. Stefan Jaedtke erinnert sich noch gut daran, dass die Nordenhamer seinerzeit kulturell ausgehungert waren. Ein regelmäßiges Kulturprogramm hatte es nicht gegeben.
Das Jahnhallen-Angebot wurde in den ersten Jahren überwältigend gut angenommen. Kein Wunder, denn es gaben sich namhafte Künstler die Klinke in die Hand: die Sands Family, Heinz-Rudolf Kunze, Grobschnitt, die Ärzte und viele andere. Legendär ist das Konzert, das die Toten Hosen im September 1986 gaben. Eigentlich sollte Deutschlands Punkband Nummer eins auf Helgoland spielen. Aber weil die Insulaner Angst vor Randale hatten, wichen Campino und Co. kurzfristig in die Jahnhalle aus. Stefan Jaedtke erinnert sich, dass auch in Nordenham vor dem Konzert eine angespannte Stimmung herrschte. Ein großes Polizeiaufgebot patroullierte in der Stadt. Aber es ging alles gut.
Nachfolger von Christian Tornau wurde 1987 Uwe Burgenger. 1989 übernahm Susanne Lührs die Leitung. Ein Jahr zuvor war Stefan Jaedtke als Programmgestalter eingestellt worden – und das war der erste Schritt auf dem Weg zu einer Trennung von Kultur- und Jugendarbeit. Endgültig vollzogen wurde dieser Schnitt mit der Gründung des Kulturbüros Nordenham (KuNo), das auch für die Friedeburg zuständig ist. Dessen Leiter wurde Robert Kohl, der 1992 in der Jahnhalle die Regie übernommen hatte. Für die städtische Jugendarbeit, einschließlich der Jahnhalle, ist seit der Eröffnung des Jugendhauses in Einswarden vor fünf Jahren Harald Golkowski zuständig.
Das Nordenhamer Kulturleben hat sich in den vergangenen 25 Jahren verändert, und die Jahnhalle hat darauf reagiert. Zu den tragenden Säulen im Programm gehören Kabarett und Konzerte mit Partycharakter, in denen die Musik nur die zweite Geige spielt und eher der Mittel zum Zweck der Geselligkeit ist. Einen hohen Stellenwert hat die Jahnhalle für die lokale Musikszene – als Treffpunkt und als Spielstätte. Robert Kohl und Stefan Jaedtke sind überzeugt: „Ohne die Jahnhalle wäre die Nordenhamer Musikszene nicht so lebendig, wie sie sich heute darstellt.“ Auftritte von lokalen Bands sind fester Bestandteil im Programm, das heute aus etwa 70 bis 80 Veranstaltungen im Jahr mit insgesamt rund 12 000 Besuchern besteht. Dankbar sind die Jahnhallen-Mitarbeiter auch der Stadt Nordenham. Kultur- und Jugendarbeit sind freiwillige Aufgaben einer Kommune. „Aber in all den Jahren ist die Jahnhalle trotz schwieriger Haushaltslage niemals in Frage gestellt worden“, freut sich der KuNo-Chef.
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