Nordenham - Stillstand ist für den Kunstverein Nordenham ein No-Go. Bei ihrem Rückblick aufs vergangene Jahr hatte Vorsitzende Jane Agena jedenfalls reichlich zu erzählen – allerdings auch von riesigen Problemen.
Auf die Beine gestellt hat der Verein fünf Kunstausstellungen, zehn Tagesfahrten – unter anderem ins Bucerius Kunstforum Hamburg. Hinzu kam: ein Besuch im Atelier Nicolai Estis, eine Führung mit Bärbel Deharde zu „Unsichtbaren Sehenswürdigkeiten“ in Butjadingen, „Ein märchenhafter Abend mit Musik“.
Das war abe noch nicht alles. Es gab auch die Aktion „GoldfischMob“ mit Christiane Ahlers, die Premiere des Events „Lange Nacht der schönen Künste“ auf dem Marktplatz und die Vorbereitung der Ausstellung „Les Stéphanais exposent“ im März 2020 in Nordenhams Partnerstadt St.-Étienne-du-Rouvray.
Darüber hinaus leistete der Kunstverein Nachwuchsarbeit bei der Ferienpassaktion.
Auch finanziell ist alles im Lot: Das letzte Jahr brachte wie schon das davor unterm Strich einen kleinen Überschuss. Es gibt ausreichend Rücklagen. Die Mitgliederzahl hält sich bei etwa 120 konstant – und man blickt nicht ganz ohne Stolz auf das Jahr 2022, wenn der 50. Geburtstag ansteht.
Alles ganz anders
Dennoch ist in diesem Jahr alles irgendwie ganz anders. Denn vor dem Kunstverein türmen sich riesige Probleme. Zwischenzeitlich war deshalb sogar schon einmal von Aufgeben oder zumindest Pausieren gemunkelt worden. Die Probleme sind derweil nicht hausgemacht, sondern der Situation geschuldet (die NWZ berichtete): Es fehlen attraktive Ausstellungsräume.
Die Räume im Alten Rathaus die der Verein seit dem Jahr 2002 nutzt, stehen nicht mehr zur Verfügung, da die GSNG sie dringend als Büroräume braucht. Und Kunst zwischen Schreibtischen, so Jane Agena, sei keinem Künstler zumutbar. Kunst brauche Raum und der Betrachter brauche Abstand, um die Aussage der Bilder wirken lassen zu können.
Monatelang suchte der Verein nach Alternativen. Ohne Erfolg. Eine Übergangslösung für die nächsten zwei Jahre fand sich jetzt auf Initiative von Bürgermeister Carsten Seyfarth und dem Rüstringer Heimatbund: Während der Wintermonate November bis Februar und zweier Wochen im Sommer steht ein Raum im Museum Nordenham zur Verfügung.
Dass Ausstellungsbesucher künftig Museumseintritt zahlen müssten, sei zumutbar, sagt die Vorsitzende. Wohlwissend, dass die Museums-Lösung nur eine Übergangslösung sein kann. „Ich bin verzaubert von der so familiären Atmosphäre hier während der Jahreshauptversammlung und ich hoffe, dass wir die kritische Phase, in der wir gerade sind, gut überstehen“, sagte Vorstandsmitglied Dr. Peter Klan vor dem Hintergrund einer breiten Zustimmung der Vereinsmitglieder.
Turbulenzen
Der Vorsitzenden Jane Agena überreichte er stellvertretend für den gesamten Vorstand einen Blumenstrauß: „Du bist die Kapitänin, die in den letzten Monaten in dieser rauen See stets Kurs hielt. Danke.“ Die Turbulenzen und Unsicherheiten während der letzten Monate haben bei der Programmplanung Spuren hinterlassen: Genau terminiert sind bisher nur eine Fahrt in die Kunsthalle Bremen („Ikonen – Was wir Menschen anbeten“ am 29. Februar) sowie eine Ausstellung von Justin Hofschildt vom 14. bis 22. März in der Reihe „Junge Künstler der Region“.
Verjüngungen gab es bei den Vorstandswahlen. Jane Agena bleibt Vorsitzende, Justin Hofschildt ist neuer Stellvertreter. Kassenwartin bleibt Martina Francksen. Beisitzer sind Ursula Peschke-Maßmann, Peter Klan und Hans-Heinrich Berends.
Marlene Gerdes und Doris Becker schieden auf eigenen Wunsch nach 17 bzw. 10 Jahren aus. Jane Agena dankte ihnen herzlich.
Zwei weitere Exkursionen werden nach Hamburg („David Hockney – Die Tate zu Gast“ und „Das Plakat“) sowie je eine nach Oldenburg („Franz Radziwill – 125 Werke zum 125. Geburtstag“) und eine nach Jesteburg („Oskar Kokoschka, Reisestationen“) führen.
Über Leben und Werk von Franz Radziwill, der übrigens 1978 zur Eröffnung des Museums in Nordenham ausgestellt hatte, wird Birgit Denizel einen Vortrag halten.