Oldenburg
Gemeinsame
Sache zum 90. Geburtstag von Horst Janssen: Unter dem Titel „Kosmos Janssen: Horst Janssen und die Bildende Kunst“ (bis 26. Januar 2020) zeigt die Kunsthalle Emden die Beziehungen des Zeichners zu berühmten Künstlern, während das Oldenburger Museum seines Namens von diesem Freitag an bis zum 15. März 2020 den Literaten und Wortakrobaten unter dem Titel „Kosmos Janssen: wie er schreibt_“ würdigt.
Dass er gern geschrieben und seine Texte publiziert hat, war bekannt; dass die Zahl seiner Publikationen und Kataloge so umfangreich geworden ist, überrascht und stellt das Museum vor ausstellungstechnische Probleme. Doch der vielseitige Künstler ist in seinem Werk den Kuratorinnen Birgit Denizel und Antje Tietken entgegengekommen und hat dem Geschriebenen eine Vignette, ein Bild oder Porträt hinzugefügt, sodass sich ein abwechslungsreiches Gewebe aus Textfragmenten und bildnerischen Darstellungen ergibt.
Horst Janssen hat wiederholt Textstücke aus bekannten Publikationen zitiert und variiert, wie aus dem Grundgesetz den Artikel 14,2 „Eigentum verpflichtet“, den er mit „Eigentümlichkeiten auch“ ergänzt. Auch zum „Würde“- Satz gibt er einen Kommentar, der seine Fähigkeit, mit Sprache zu spielen, sichtbar macht: „Würde würde wohl wirken, wenn sie nur indikativ wirken würde“.
Nicht immer muss zwischen Text und Bild eine erkennbare Beziehung bestehen, wenn unter einem Porträt von Heinrich Mann geschrieben ist: „Lieber Willy, bitte Laatzen unbedingt anrufen“. Laatzen war eine Buchhandlung. Manns Porträt hängt in einer Reihe von 28 Bildnissen von Schriftstellern, zu denen der Autor und Zeichner Janssen besondere Beziehungen entfaltet hatte.
Manche Texte schrieb er wörtlich ab wie Ausschnitte aus Ernst Jüngers „Das abenteuerliche Herz“ und druckte sie in seiner Suite „Nigromontanus“. Die Schrift entwickelt dabei eine geschlossene Fläche, die selbst als Bild gesehen werden kann, umrandet von langen Linien.
Die Porträtzeichnungen haben Horst Janssen angeregt, eigene Geschichten aufzuschreiben, angefangen von der Nacherzählung des Märchens vom „Fischer un sine Fru“, eine Möglichkeit, sich auch zeichnerisch mit der Märchenwelt zu beschäftigen.
Andererseits wussten Verleger und Freunde den Künstler mit Büchermachen zu beschäftigen. Das beginnt mit zahlreichen Entwürfen für den Buchumschlag und endet nach dem Produktionsprozess mit Plakaten zum Buch und zur Ausstellung.
Die Kuratorinnen sind mit diesem wohlbekannten Material zurückhaltend umgegangen und haben als Beispiel das Entstehen des Umschlags zu James Haleys Werk „Der letzte Hafen“ gewählt. Hier wurden Wörter, Bildmotive und Flächen oftmals hin und her geschoben, bis er akzeptiert wurde.
Die Besucher müssen nicht alle Texte lesen. In einer gemütlichen Ecke können sie sitzen und hören. Dabei fällt dann der Blick auf einen Satz Janssens über Lichtenberg, der die Ausstellung abschließt: „Ein Sprüchlein an den vortrefflichsten Geist des geistvölligsten Lichtenberg, buckliger, kränkelnder bumsköpfiger Witzbold, in dessen Haus ich gern zur Welt gekommen wäre. Und so meine ich…, ist der Zeitpunkt, nun meine frischeste Geschichte hier einzufügen, damit man noch eine Weile im Diffusen bleibt, was den Endsinn meiner Schreiberei betrifft.“