OLDENBURG - Der Brief schlug im Bauamt ein wie eine Bombe: Ulrich Marseille, Eigentümer des seit Jahren leer stehenden Wallkinos, beantragte darin, das denkmalgeschützte Gebäude abzureißen. Nur die Fassade zum Heiligengeistwall hin solle stehenbleiben.
Nach der ersten Überraschung versuchte Bauordnungsleiter Christopher Festersen Kontakt zum Hamburger aufzunehmen, um Genaueres über dessen Pläne zu erfahren. Doch da kam nichts, so Festersen. Und weil damit die wirtschaftliche Unzumutbarkeit als Argument für den Abbruch eines Baudenkmals nicht belegt sei, wurde der Antrag abgelehnt.
Oberbürgermeister Gerd Schwandner sagte aufNWZ
-Nachfrage, der Immobilienbesitzer solle einen vernünftigen Vorschlag für die Kino-Nutzung machen, den würde man sich dann anhören. Dass das Gebäude nun abrissreif sei, verwundere ihn. Denn der Besitzer habe stets betont, das Dach sei dicht und die Gebäudesubstanz gut erhalten.Ulrich Marseille bestätigte gegenüber derNWZ
, dass er das Gebäude, das sich seit 45 Jahren im Besitz seiner Familie befinde, abreißen lassen will. Ideen für eine Nachnutzung seien vorhanden, allerdings zeigt sich die Stadt wenig kooperativ meinen Vorstellungen gegenüber, kritisierte er. Es zeigt sich wieder, dass der Oberbürgermeister offenbar kein Interesse an sachgerechten Lösungen hat, meinte Marseille, ohne näher auf seine Pläne einzugehen. Er wies den Vorwurf, seine Unterlagen seien unvollständig, zurück: Uns gehören über 150 Immobilien bundesweit, da werden wir wissen, wann ein Gebäude wirtschaftlich nicht mehr zumutbar ist, sagte der Chef der Marseille Kliniken AG. Er wolle das Kino weiter so stehen lassen, wenn der Abriss nicht genehmigt werde.In der Vergangenheit hatte es mehrere Ideen für das alte Kino gegeben. Das Staatstheater wollte dort eine Probebühne installieren, und Filmfestchef Thorsten Neumann hatte Ideen für eine Kino- und Kulturlounge.