Oldenburg/Essen - Computerspieler verbringen ihre Freizeit abgeschottet von der Welt irgendwo in dunklen Kellerräumen. So das Klischee. Amanda Springer, genannt Amy, sieht das anders. Für die 25-jährige Oldenburgerin ist spielen etwas Gemeinschaftliches, und zwar nicht nur beim Brettspiel, sondern auch in elektronischer Form. Sie teilt ihre Leidenschaft mit aller Welt auf Youtube – und ist dafür sogar für einen Preis nominiert worden.
Springers Umfeld entspricht zunächst dem einer klassischen jungen Familie: ein Mann, ein dreijähriger Sohn, Ausbildung zur Erzieherin, eine Katze und ein Hund. An das besondere Hobby erinnert aber die ehr untypische Einrichtung des Wohnzimmers. Auf und um einen großen Schreibtisch sind Computerbildschirme, Kamera, Beleuchtung, Gamepad, Tastatur und weitere Technik verteilt. Daneben in Glasvitrinen sind Erinnerung aus der Computerspielgeschichte angeordnet, bei denen Fans dieses Hobbys das Herz aufgeht: Gameboy, Super Nintendo, Zelda oder Kirby.
„Mit Computerspielen verbinde ich schöne Moment mit meinem Opa, der mir ein Spiel schenkte, als ich als Kind mit dicken Wangen vom Zahnarzt kam und nichts machen konnte. Wir hatten dann viele Spaß zusammen“, erzählt die Oldenburgerin. Heute teilen andere mit ihr die Leidenschaft fürs Zocken. Ihr Mann, der dann ganz real neben ihr sitzt. Aber auch viele andere, die mit ihr übers Internet Zeit verbringen. „Auch meinen besten Freund Nero, der in Bayern wohnt, habe ich so kennengelernt.“
Amanda "Amy" Springer sammelt alte Spiele und Konsolen.
Seit rund eineinhalb Jahren hat Springer nun ihren Youtube Kanal „Foxload“ am Start. Ihr Markenzeichen dort sind lange Haare, die auffällig häufig die Farbe wechseln. „Es sind Perücken“, erklärt sie. „Ich habe inzwischen zwölf Stück.“ Ihre Videobeiträge kommen aus einem Bereich, der in der Szene „Let’s play“ heißt. Das bedeutet nichts anderes, als dass sie Spiele spielt und ihre Aktionen dabei kommentiert, gemeinsam mit Nero, der sich dazu schaltet. Früher hat sie das aufgezeichnet und dann hochgeladen. Inzwischen überträgt sie lieber live ins Internet. Die 25-Jährige mag die direkt Interaktion mit ihren Zuschauern im Chat.
Es gibt eine große Fangemeinde für diese Art Videos. Der erfolgreichste deutschsprachige Kanal „Gronkh“ hat mehr als 4,8 Millionen Abonnenten. In diesen Dimensionen befindet sich Springer noch lange nicht. Etwas mehr als 500 Internetnutzer haben ihren Kanal unter den Favoriten. Aber dass sie auf einem guten Weg ist, zeigt die Nominierung für den Youlius-Award. Der Preis wurde von einer Gruppe Youtuber aus Nordrhein-Westfalen ins Leben gerufen, um kleinere Kanäle zu fördern und in ihre Gemeinschaft zu integrieren.
Am Samstag fand die Verleihung im Rahmen einer großen Gala in der Zeche Carl in Essen statt. Springer war in der Kategorie „Gaming“ nominiert und musste sich gegen zwei Konkurrenten durchsetzten. Die in der Szene bekannten Youtuber Debitor und Pandorya berieten die Jury bei ihrer Entscheidung. Zur Trophäe hat es zwar am Ende nicht gereicht. „Aber es war schon toll, überhaupt dabei zu sein und andere Youtuber endlich einmal persönlich kennenzulernen“, sagt die Oldenburgerin.