Oldenburg - Das Oldenburger Schloss ist normalerweise eine wunderbare Kulisse für die Veranstaltung „Kochen am Schloss“ auf dem Schlossplatz. Normalerweise, doch in diesem Jahr ist das anders. Ein riesiges mit einem blauen Gewebe ummanteltes Gerüst verstellt den Blick auf die Fassade, die seit einigen Wochen saniert wird.

Das ist zum Teil Feinarbeit. Die Mitarbeiterin einer Bremer Steinmetzfirma bearbeitet in diesen Tagen mit einer Zahnbürste das Wappen, das im Lauf der vergangenen Jahrzehnte Patina angesetzt hat. „Die Algen lassen sich am besten mit Wasser und Zahnbürste entfernen“, verrät Sabrina Schierloh-Siegmann. Wenn Schmutz und abbröckelnde Farbe entfernt sind, bekommt das Wappen einen frischen Anstrich und wird, wenn das Gerüst entfernt ist, wieder über dem Hauptportal des Schlosses strahlen.

Dort hing es übrigens nicht immer. Die Dänen schenkten Oldenburg das Wappen, das zunächst im Innenhof angebracht war. Nach dem Tod Graf Anton Günthers ging Oldenburg an das dänische Königshaus. Ab 1676 war das Königshaus daher auch im Alleinbesitz der oldenburgischen Grafschaften. In der Erinnerung gilt diese Zeit nicht als die beste für Oldenburg. Erst brach die Pest aus, die bis 1668 wütete, dann gab es einen Großbrand, der 1676 durch drei Blitze bei einem Gewitter ausgelöst wurde. Über 700 Häuser wurden zerstört. Verschont blieben nur wenige – wie das damalige Rathaus, die Lambertikirche und das Schloss.

„Das Wappen war ein Geschenk an die Oldenburger“, räumt Dr. Jörgen Welp von der Oldenburgischen Landschaft mit dem Vorurteil auf, die Dänenzeit wäre nur schlecht für Oldenburg gewesen. Das Wappen selbst geht auf Graf Gerhard (Gerd) der Mutige zurück, der von 1430 bis 1500 lebte. Bei Gegnern des Heiligen Römischen Reiches trug er den Titel See- und Straßenräuber, da er sich an keine Verträge hielt und neben einträglichem Land- und Seeraub auch Nachbarn und Reisende überfiel. Sein Wappenschild hatte vier Felder.

Dieses Schild nahmen die Dänen als Vorbild, reduzierten es aber um zwei Felder, erklärt Welp. Das Wappen hat eine Krone, ein gespaltenes Schild, ein goldenes Feld mit roten Balken und ein goldenes Kreuz.

Die Sanierung der zum Schlossplatz gelegenen Schlossfassade begann im vergangenen Jahr. Der erste Bauabschnitt kostete 179.000 Euro, für den zweiten hat das Land 275.000 Euro bereitgestellt. In diesem Sommer werden zunächst die Fassade gereinigt und kleinere Risse geschlossen. Anschließend wird sie frisch angestrichen. Auch die Kastenfenster werden saniert und ihre Rahmen neu gestrichen. Dafür müssen sie zum Teil ausgebaut und zu Tischlern transportiert werden, die die Reparaturarbeiten übernehmen. Im Oktober sollen die Arbeiten abgeschlossen sein – rechtzeitig bevor zu niedrige Temperaturen einen frischen Anstrich unmöglich machen könnten.

Thomas Husmann
Thomas Husmann Redaktion Oldenburg