Oldenburg - Al|ter|na|tiv – das steht laut Duden für: „zwischen zwei Möglichkeiten die Wahl lassend [...]“ oder auch „eine Haltung, Einstellung vertretend, die besonders durch Ablehnung bestimmter gesellschaftlicher Vorgehens- und Verhaltensweisen, Vorstellungen von anderen, als menschen- und umweltfreundlicher empfundenen Formen des [Zusammen]lebens zu verwirklichen sucht“.
Schön, wenn das Alternative dann irgendwann zum Standard werden mag – das gilt zumindest für all jene Dinge und Einstellungen, die da am Samstag beim „Handgemacht-Festival“ im Cadillac präsentiert und vertreten wurden. Alternative Verwertungen von ausgemustertem Hab und Gut, alternative Musik und sogar die alternative Bezahlung mit Paypal ist möglich. Wer das alles also alternativ zum Innenstadt-Chaos erleben und nutzen wollte, musste erst einmal Eintritt zahlen – ganz alternativ nach eigenem Budget und Ermessen.
Zum Wegschmeißen viel zu schade
Und wer da eingangs vielleicht noch etwas knauserte, dürfte dann am Ausgang wohl ein paar Euro aufgrund schlechten Gewissens und bester Unterhaltung nachgelegt haben, allein schon wegen der sinn- wie liebevollen Arbeit im Repair-Café. Etwas abgetrennt von Musikbühne, Kreativverkauf, Siebdruck und Außengastro löteten, schraubten und nähten sie hier. All das, was schon in die Jahre gekommen sein oder viel zu früh aufgegeben haben mochte, zum Wegschmeißen aber zu schade ist.
„Ich will mich hiermit überflüssig machen, den Menschen zeigen, was alles selbst machbar ist“, sagt da beispielsweise Annika Büntemeyer, die heute mit ihrer Nähmaschine aber doch vor Ort ist. Zum Glück für all die „Radfahrerhosen“ Oldenburgs. „Von zehn Sachen repariere ich hier sieben Hosen“, sagt’s und nimmt sich das nächste durch Sattelreibung schwer lädierte Hinterteil vor. Daneben verkleinert die Sozialarbeits-Studentin den Besitzern viel zu große Einkaufstaschen und stopft überdies, was weiter auszureißen droht. Weil sie, Zitat, „den Menschen helfen“ will. Dafür opfert sie nicht nur heute, sondern häufig ihre Zeit im Repair-Café.
Tausch’ doch einfach!
Gleiches gilt auch für Rüdiger Ooster gegenüber. Der Rentner hat vor sich erstmals eine funktionsuntüchtige „Soundbar“ liegen und die verzweifelte Besitzerin sitzen, ist aber felsenfest überzeugt, beide wieder erfolgreich zueinander bringen zu können. Und so schraubt und googelt er also nach Schaltplänen, spricht dabei von Kondensatoren, Baugruppen und davon, dass „alles dasselbe“ ist. Das eine eben nur in Ordnung, das andere halt kaputt. Noch!
Die Welt ein bisschen besser machen – das funktioniert nicht nur füreinander, sondern auch miteinander. Vor der Tür werden Klamotten getauscht: „Nimm, was Dir gefällt. Teile, wenn Du kannst“, steht auf einem Schild geschrieben. Und so passiert’s tatsächlich: Niemand nimmt mehr als gewünscht, viele geben. Einfach so. Scheint ja also doch zu funktionieren, dieses „Alternative“ mit Hand, Liebe und Sinn – für den guten Zweck, unsere Umwelt und letztlich für uns alle.