OLDENBURG - OLDENBURG - Dass er eine internationale Ader hat, stand quasi von Geburt an fest; wie international, das fand er selbst erst später raus. Björn Ihle, einst Halb-Norweger und Voll-Oldenburger, lebt heute als Dov Eilon in Jerusalem.
Der 39 Jahre alte Sohn eines norwegischen Cellisten (der seinem Sohn anfangs zur doppelten Staatsbürgerschaft verhalf) am Oldenburgischen Staatstheater (die Mutter war dort Harfenistin) hatte schon früh eher unbestimmte Ahnungen von jüdischen Vorfahren, in der Familie, sagt er, wurde jedoch darüber nicht gesprochen. Das ändert sich, als 1983 die ersten Besucher aus der neuen Oldenburger Partnergemeinde Mateh Aher in die Stadt kamen. „Da begann meine Großmutter zu erzählen“, berichtet er heute bei einem seiner Besuche in der alten Heimatstadt – zu erzählen von damals in Berlin.
Von dem Moment an nahm Björn Ihles Leben eine andere Richtung. Er betreute Jugendliche aus Mateh Asher, fuhr 1984 das erste Mal nach Israel (und von da an jährlich), suchte Kontakt zur jüdischen Gemeinde und lernte Hebräisch. „Jedenfalls glaubte ich das damals“, erinnert er sich, „in Israels habe ich anfangs kein Wort verstanden.“
Weil er selbst auch als Cellist angefangen hatte, suchte Ihle in Jerusalem Kontakt zur dortigen Musikakademie. Anfangs hatte er nicht unbedingt die Übersiedlung geplant, aber als er 1988 an der Akademie die Theorieprüfung geschafft hatte und das Musikstudium begann, meldete er sich als Einwanderer („weil dann die Bedingungen günstiger waren“). Auf der Akademie traf er die Pianistin Sophie, die er nach dem Studium 1993 heiratete. Zu dem Zeitpunkt wurde aus Björn Ihle der israelische Staatsbürger Dov Eilon (Dov, weil das die hebräische Übersetzung von Björn = norwegisch für Bär ist). Heute arbeitet er als Musikausstatter und Soundspezialist für das israelische Fernsehen und lebt mit Frau und den Kindern Moshik (9), Maja (5) und Noam (3), die wie ihr Vater neben der israelischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, im Nordosten Jerusalems. Nebenberuflich arbeitet er noch für eine private Internetzeitung.
„Das Land und die Kultur sind einfach faszinierend“, sagt er auf die Frage nach der Motivation für den Wechsel. „Außerdem spürt man, da hast du deine Wurzeln.“ Die Kontakte nach Oldenburg bleiben – nicht nur über die regelmäßigen Besuche bei den Eltern. In Jerusalem hat er eine Oldenburger Runde (u.a. mit dem Leiter des Goethe-Institutes Friedrich Dahlhaus), für deren Grünkohlessen der Vorrat schon in Dosen im Keller eingelagert ist.
Eine andere Verbindung ist brüchiger geworden. Jahrelang saß er als VfB-Fan auf der Donnerschwee-Tribüne. „Platz 13 a und b“, das hat er nicht vergessen. Anfangs hat er in der neuen Heimat die Ergebnisse der Fußballer noch im Internet verfolgt. „Irgendwo“, sagt er, „muss man Grenzen ziehen.“ Nun tröstet er sich mit den Baskets.