Oldenburg - Der Flaneur, der da durch die „Bilder einer Ausstellung“ schreitet, zeigt sich überaus berührt. Er tritt zwar zurückhaltend, fast stockend in die Galerie, vergewissert sich erst des Weges. Doch schon nach der Betrachtung des „Gnomus“ schreitet er nachdenklicher weiter. Und nach der Begutachtung des „alten Schlosses“ lässt er fast beschwingt dieses unheimliche Gemäuer hinter sich.
Kontrastreiche Töne
Johannes von Hoff, Kantor in St. Ansgari, und Olaf Tzschoppe, Professor für Schlagzeug und Kammermusik in Bremen, haben eine ungewöhnliche Version des berühmten Werkes von Modest Mussorgsky auf einer CD verwirklicht. Zwischen der Komplexität des originalen Klaviersatzes und der fetzigen Brillanz der gängigen Orchestrierung durch Maurice Ravel finden sie kontrastreiche Zwischentöne. Sie kratzen manchmal sogar ein bisschen dicke Farbe von den Bildern des Architekten und Malers Viktor Hartmann, die der Komponist weltweit berühmt gemacht hat.
Tzschoppe hat den Klavierzyklus des Russen für Orgel und Schlagzeug eingerichtet. Die kompositorische Struktur, die melodische Führung, die fahlen bis knalligen Farben hat er bei der Orgel gelassen. Mit seinem eigenen Instrumentarium bringt er sich eher kommentierend ein. Natürlich setzt er auch verändernde Akzente wie beim „Marktplatz von Limoges“ oder den „Katakomben“, lässt es beim Zugehen auf das „Große Tor von Kiew“ schmettern. Aber wie er den Schlagwerk-Einsatz beschränkt, auf Feinheiten eher dezent verweist als aufzutrumpfen, wirkt geradezu großartig. Das korrespondiert trefflich mit den filigranen Stimmungszeichnungen zwischen Tages- und Kunstlicht, mit denen von Hoff auf der Alfred-Führer-Orgel nicht nur die fünf Promenaden-Abschnitte und elf Bildbeschreibungen angeht.
Noch vor Zuhörern
Diese Fassung der „Bilder“, dazu Mussorgskys Hexensabbat in der „Nacht auf dem Kahlen Berge“, hatten die Musiker im Februar noch vor Zuhörern aufgeführt. Im Juli haben sie dann in der Ansgarikirche beide Werke aufgenommen. Der Kantor könnte insgeheim durchaus befürchten, dass bis Jahresende das Instrument vor Ort nicht öffentlich zu hören sein mag. Den Kontakt zur Gemeinde hält er trotzdem, virtuell. Für den 29. November (17 Uhr) ist in St. Ansgar eine musikalische Advents-Andacht geplant, „wenn es klappt, live im Internet.“