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Oldenburgisches Staatstheater „Comedian Harmonists“ bleiben jetzt länger


Singspiel mit legendärem Sextett: Szene aus der Aufführung in Oldenburg
Stephan Walzl

Singspiel mit legendärem Sextett: Szene aus der Aufführung in Oldenburg

Stephan Walzl

Oldenburg - Eher bringen Künstler es zu einem auskömmlichen Lottogewinn als zu einer längeren oder gar festen Anstellung an einem Theater. Also Philipp Kapeller, Timo Schabel, Paul Brady. Stephen Foster und Julian Popken: Was hindert euch daran, gleich freischaffende Sänger zu werden?

Leisten könnten sich das die Doubles der fünf Comedian Harmonists und auch ihr Pianist Felix Pätzold. Die Übernahme des musikalischen Schauspiels um die berühmteste Gesangsgruppe der 1930er Jahre von der Interimsspielstätte des Staatstheaters im so erfolgreichen Uferpalast am Stadthafen ins Große Haus unterstreicht die Klasse der Oldenburger Sänger noch einmal.

Bis zu 150 Konzerte jährlich

Die Sängergruppe „Die Comedian Harmonists“ war ein international bekanntes Berliner Vokalensemble der Jahre 1927 bis 1935. Mit 150 Konzerten jährlich hatte die Karriere 1933 ihren Höhepunkt erreicht. Da drei der sechs Mitglieder der Gruppe (Collin, Frommermann, Cycowski) Juden bzw. „Nichtarier“ waren, kam es bereits 1933 zu ersten Absagen eigentlich vertraglich vereinbarter Konzerte.

Enorme Dichte

Auch die im Zelt schon heftig gefeierte Inszenierung des musikalischen Schauspiels von Gottfried Greiffenhagen (Buch) und Franz Wittenbrink (musikalische Einrichtung) durch Felix Schrödinger behält ihre enorme Dichte und Intensität. Das Geschehen auf der mit wenigen Requisiten und eindringlichen Schattenwürfen bestückten Bühne bleibt in der eher frontalen Sicht des Großen Hauses dicht beim Zuschauer. Ab 13. September ziehen die Comedians dann erneut ein paar Meter um, ins noch intimere Kleine Haus des Staatstheaters.

Die irrwitzigen und nichtsnutzigen Texte erreichen in der Verpackung eingängiger Melodien die Herzen der Hörer ohne Umwege: „Ein Freund, ein guter Freund”, der „Kleine grüne Kaktus”, die Huldigung der „Schönen Isabella” oder der Genuss von „Wochenend und Sonnenschein”. Mehr noch: Manche Feinheiten wirken inzwischen ausgeklügelter, auch bei Johannes Schumacher, der als „Hans” gleich ein Dutzend Rollen ausfüllt. Der Gänsehaut-Effekt nach etwas mehr als zwei Stunden ist garantiert.

Risse im Innern

Das Stück beleuchtet auch die Tücken des freien künstlerischen Schaffens. Eine Warnung an das Sextett?

Lebenslang konnten nur die Bremer Stadtmusikanten von der Wirkung ihrer Kunst leben. Die Comedians zerbrechen natürlich endgültig an den Restriktionen der Reichskammer für Musik.

Doch im Inneren haben sich Risse längst vorangefressen. Im Erfolg passieren eben auch die meisten Fehler.

Also, ihr Sechs, bleibt dann doch lieber eine Weile fest bei uns in Oldenburg.

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