Oldenburg - Es ist ein Bild, welches der Waffenplatz in Oldenburg nicht ganz so häufig bietet: Im Hintergrund rauschen die Wasserspiele, während fünf Musiker zusammensitzen, immer wieder ein und dasselbe Lied spielen – und dabei von mehreren Kameras gefilmt werden. Der Mann an den Linsen ist Lennart Wähnke (26) und das Projekt heißt OL-Sessions.
Das Prinzip ist einfach und schnell erklärt: Musikerinnen und Musiker, egal ob Solo, Duo oder ganze Band, werden von Wähnke an einem Platz oder in einer Gasse Oldenburgs beim Musizieren gefilmt. Das Video wird dann später auf YouTube und einer eigens geschaffenen Internetseite veröffentlicht. Die Aufnahmen stehen dabei unter dem Motto „live und unplugged“, ein Aspekt, der für Wähnke besonders wichtig ist.
Die Band, die an diesem Tag auf dem Waffenplatz spielt, heißt Mount Atlas und spielt eigentlich Hard Rock. Doch für ihre OL-Session haben Hendrik Kurre (Schlagzeug), Lars Rempe (Gitarre), Florian Eckey (Bass), Christoph Ramke (Orgel) und Jonas Willenbrink (Gesang) die Hammond Orgel gegen ein Klavier getauscht, die E-Gitarre von Rempe ist einer Mandoline gewichen und auch Willenbrink gibt sich etwas ruhiger als bei einem normalen Auftritt. Sie spielen das Lied „Evil Side“: „Wir haben den Song extra neu arrangiert“, sagt Rempe in einer Pause zwischen den Aufnahmen. Wähnke macht immer mehrere so genannte Takes, aus denen er dann später die beste raussucht und mit Schnittbildern ergänzt.
Eine Arbeit, die Wähnke quasi nebenher erledigt. Er studiert aktuell Musik und Integrated Media an der Uni Oldenburg, betreibt aber auch eine kleine Medienagentur mit dem Namen Gegenkurs Media. „Ich hatte überlegt, wie ich Musik und Filmemachen zusammenbringen kann“, sagt er. Über das YouTube-Format „Sideshow Alley“, welches Musiker in New York und Melbourne porträtiert, kam die Idee zu den OL-Sessions. Seit Anfang Juni dreht Wähnke nun regelmäßig an einem besonderen Platz oder einer Seitenstraße von Oldenburg. Mount Atlas sind die sechsten im Bunde.
Für ihn seien die Videos, die so nach und nach für möglichst viele Musikerinnen und Musiker aus Oldenburg und Umgebung werben, eine Art der Kulturförderung. Zwei Videos pro Monat, so das Ziel, sollen erscheinen. Jeweils immer am zweiten Mittwoch eines Monats um 0 Uhr. Die Rückmeldungen durch die Künstler seien bislang „durchweg positiv“, so Wähnke.
Und auch Mount Atlas genießen die Erfahrung, auf dem Waffenplatz zu spielen. „Ist schon ganz spannend“, sagt Rempe. Nur der immer wieder einsetzende Regen sorgt für hektische Bewegungen. Die Instrumente, allen voran das vom benachbarten Fachgeschäft Piano Rosenkranz zur Verfügung gestellte Klavier, müssen geschützt werden. „Das gehört dazu“, sagt Wähnke und zuckt leicht mit den Schultern, während er die letzte Aufnahme für die OL-Session mit Mount Atlas vorbereitet.
Wer Mount Atlas live, aber nicht unplugged, erleben möchte, hat dazu übrigens bald Gelegenheit: Am Freitag, 6. Dezember, spielt die Band im Cadillac in Oldenburg. Dann gibt es auch Stücke von der erst im Mai erschienenen EP Mistress zu hören.
Alle Folgen der OL-Sessions gibt es auf dem gleichnamigen YouTube-Channel.