Berlin Der Thriller „Victoria“ von dem in Oldenburg aufgewachsene Filmemacher Sebastian Schipper ist der große Gewinner der 65. Filmpreis-Verleihung. Insgesamt holte der in Echtzeit gedrehte Film über eine atemlose Berliner Nacht am Freitagabend sechs Trophäen. Die Silberne Lola in der Kategorie Bester Spielfilm ging an Edward Bergers „Jack“ über zwei vernachlässigte Kinder. Eine Bronze-Lola gab es für die Unternehmensberater-Satire „Zeit der Kannibalen“ von Johannes Naber.
Artikel: Mit Oldenburger Regisseur atemlos durch die Nacht (9. Juni 2015)
Beste Hauptdarsteller wurden Frederick Lau (25) und die Spanierin Laia Costa (30) für ihre Rollen in „Victoria“. Die Geschichte eines Bankraubs holte auch die Preise für beste Regie, Kamera und Musik. Der Film feierte bei der Berlinale seine Premiere und läuft aktuell im Kino.
Über die Preise als beste Nebendarsteller freuten sich Nina Kunzendorf (43) und Joel Basman (25). Kunzendorf wurde für das Nachkriegs-Drama „Phoenix“ als beste Nebendarstellerin geehrt. Ihr Schweizer Kollege Basman gewann die Trophäe für „Wir sind jung. Wir sind stark.“ über die ausländerfeindlichen Ausschreitungen Rostock-Lichtenhagen im Jahr 1992.
Laura Poitras’ Film „Citizenfour“ über den amerikanischen Whistleblower Edward Snowden wurde als beste Dokumentation ausgezeichnet. Die Trophäe für den besten Kinderfilm ging an die Komödie „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ nach dem Roman von Andreas Steinhöfel. Til Schweiger bekam für seine Alzheimer-Tragikomödie „Honig im Kopf“ die Goldene Lola für den „besucherstärksten Film des Jahres“. Schweiger bekannte: „Ich bin jetzt ein bisschen aufgeregt, das hätte ich nicht gedacht.“
Die Show im Palais am Berliner Funkturm wurde von Schauspieler Jan Josef Liefers moderiert, der unter anderem einen Auftritt als singender, verkleideter Hotdog hatte. Viele Stars aus Film und Fernsehen kamen, darunter Iris Berben, Dieter Hallervorden, Hannelore Elsner, Katja Riemann, Christiane Paul, Elyas M“Barek, Michael Gwisdek und Henry Hübchen. Die Lola ist mit insgesamt fast drei Millionen Euro Preisgeldern der höchstdotierte deutsche Kulturpreis.
Monika Grütters (CDU) erklärte zur Verleihung: „Heute Abend würdigen wir großes Kino: Leidenschaft. Mut. Sensibilität. Ausdrucksstärke. Experimentierfreude. Das sind Qualitäten, die Filme zu Kunstwerken machen.“
Grütters machte sich auch für die Frauen in der Branche stark. Bei „aller Freude über die großartigen Filme“, die im Rennen um den Deutschen Filmpreis gewesen seien: „Es ist doch nicht hinnehmbar, dass zwar unser höchstdotierter Filmpreis einen Frauennamen trägt, unsere hochdekorierten Filmemacher in aller Regel jedoch nicht! Es ist das Mindeste, dass Frauen dort angemessen vertreten sind, wo die Förderentscheidungen fallen!“