Seefeld - Der Gelbe Sack ist manchem ein Ärgernis. Andere stören sich mehr an seinem Inhalt. Auch in dem neuen Stück der Theatergruppe der Seefelder Mühle spielt der Gelbe Sack eine Rolle – aber welche, das bleibt bis zur Premiere am Donnerstag, 6. September, ein gut gehütetes Geheimnis.
„So viel du brauchst“ heißt das Stück, und wie immer hat es die Theaterpädagogin und Regisseurin Heike Scharf zusammen mit den 14 Darstellern Szene für Szene erarbeitet. Die Vorgabe war, dass es zum Jahresprojekt der Seefelder Mühle passen muss. Das heißt „Gutes Morgen, Stadland!“ und thematisiert Zukunftsfestigkeit und Nachhaltigkeit. Im Mittelpunkt stehen Lebensmittel, Kleidung – und der Müll, der dem überbordenden Konsum unausweichlich folgt.
„Jeder hat sein Aber“
„Zu Anfang dachte ich: Das ist ein einfaches Thema“, gibt Heike Scharf zu. Doch je mehr sie sich einarbeitete, desto stärker ging ihr auf, dass es ein Thema ohne Überraschungen ist: Alles ist im Grunde bekannt. Was fehlt, ist die Konsequenz daraus.
„Jeder hat sein Aber“, sagt Heike Scharf und meint damit die Komfortzone, aus der Ottilie Normalverbraucherin nicht herauskommt. Die Regisseurin selbst kauft zum Beispiel alle Lebensmittel im Bioladen. Das ist gesund und umweltfreundlich. Aber sie fährt mit dem Auto zur Arbeit, obwohl sie den Weg auch mit dem Fahrrad locker schaffen würde. Und sie raucht, was sie weder umweltfreundlicher noch gesünder macht.
Billige Klamotten
Auf diese kleinen Widersprüche soll das Stück hinweisen, ohne dass sich ein moralischer Zeigefinger erhebt. Der Titel „So viel du brauchst“ verweist auf den nahezu unablässigen Konsum, dem die Bewohner der angeblich hoch entwickelten westlichen Länder frönen, ohne auf die Folgen zu achten. So hindert ein voller Kleiderschrank kaum jemanden daran, im Supermarkt ein weiteres Billig-T-Shirt zu kaufen, von dem er weiß, dass es weder umweltfreundlich noch zu fairen Bedingungen hergestellt worden sein kann. Und längst nicht jeder will die Schattenseiten der Billigfliegerei sehen.
Keine Moralapostel
„Wir sind keine Moralapostel“, betont Heike Scharf. Stattdessen sollen kleine Szenen aus dem Alltag, leicht ins Skurrile gedreht, zum Nachdenken anregen – und zum Bessermachen. Die Zuschauer sollen sich fragen: Was ist mir etwas wert? Und: Wofür kämpfe ich? Und nicht zuletzt: Von welcher Angewohnheit könnte oder sollte ich Abschied nehmen?
Schauplatz ist eine Reihenhaussiedlung mit sechs Wohnungen. Dafür muss wieder die Langbühne aufgebaut werden – wie schon im Herbst 2015 bei dem Gefängnis-Stück „Gestreiftes Leben“.