STOLLHAMM - STOLLHAMM - Jeder hat so seine Macken. Der eine schreibt gerne Briefe, der andere beobachtet am liebsten Leute mit dem Fernglas und der Nächste verreist nach Indien. Und dann gibt es noch die Sorte Menschen, die sich der leidenschaftlichen Sammlung von großen und kleinen Gartenzwergen widmet.
Das Chaos ist unvermeidlich, wenn diese Charaktere in direkter Nachbarschaft leben und einander täglich die Eigenarten vorwerfen. Von den unerschöpflichen Geschichten wild zusammengewürfelter nachbarschaftlicher Zwangsnähe handelt das mittlerweile vierte Theaterstück der Spielschar Stollhamm, das am Donnerstagabend im „Huus an'n Siel“ Premiere hatte. „Spektakel bi Chrischan“ lässt Klischees von stockkonservativem Familienleben und durchgeknallten Esoterikerinnen aufleben.
Der Bullerballer Chrischan Veddern (Hans-Gerd Hansing) mit seiner Bierwampe und seinem Hang zum Paschatum sieht seine Frau Gerlinde (Ute Müller) lieber am Herd als in den Armen des netten Nachbarn und Bonsairambos Egbert Sagebiel (Wolfgang Stolle). Der toleriert die Eskapaden seiner Frau und Ökotussi Inge (Monika Hattermann), die sich in Indien einer spirituellen Taufe unterzogen hat und nun Indira heißt. Indira ist trotz meditativer Tanzeinlagen aber alles andere als ausgeglichen und streitet leidenschaftlich gerne und durchaus stimmgewaltig mit Chrischan.
Und wie im richtigen Leben sorgt auch noch die Tratschtante und Spökenkiekerin Frau von Sötbach (Ilka Geberzahn) auf der Suche nach ihrer Katze „Minka“ für Verwirrung und falsche Anschuldigungen. Ob Chrischans Tochter Suse (Stella Mönnich) nun schwanger vom Finanzbeamten Peter Binz (Dirk Töllner) ist oder nicht, kann sie auch mit dem besten Fernglas nicht sehen. Dennoch erzählt sie allen, so auch dem Skatbruder Kurt (Jürgen Gerberzahn), was sie nächtens so alles sah: zwei innig umschlungene Nachbarn.
Mit klamaukartigem Wortwitz und komischen Momenten provozierte der Dreiakter beim begeisterten Publikum viele Lacher und einen gewissen Wiedererkennungswert. Das herrliche Bühnenbild mit zwei Häusern und einem Garten gestalteten Enno Rennies, Anton Günter Reumann, Horst Gröne und Jürgen Pennartz. Für Kostüm und Maske waren Claudia Locker und Ann-Christine Boltes verantwortlich, die besonders beim Indien-Outfit einen guten Griff in die Klamottenkiste taten. Topusterin Waltraud Dierks musste zwar immer wieder helfend unterstützen, aber die acht Laiendarsteller überbrückten auch kleinere Pannen professionell. Regie führte in bewährter Manier Torben Heinen. Und ob die Aufführung der absolute Gipfel des Schiller-Jahres ist, wie es Professor Dr. Dr. Edelbert von Hinten (Hartmut Kühne) im Vorprogramm ankündigte, davon müssen sich die Zuschauer selbst überzeugen.
sommertheater
kommt gut an
Erstmals
hat die Spielschar ein Sommertheater einstudiert. „Wir wollten mal sehen, wie es ankommt, erläutert der Regisseur Torben Heinen. „Im Winter gibt es ja doch einige Aufführungen anderer Spielscharen.“ Das Publikum zollte begeisterten Applaus.Weitere Aufführungen
sind heute ab 20 Uhr und morgen, Sonntag, ab 15 Uhr zu erleben. Heute gibt es nach dem letzten Vorhang Tanz zu Musik vom CD-Spieler.Absoluter
Gipfel des
Schiller-Jahres