CUXHAVEN „Na, wenigstens ist jetzt das Wetter gut,“ meint Julian Strzoda, als er am Sonnabend auf dem Zeltplatz des Deichbrand-Festivals sitzt und die Strahlen der Abendsonne genießt. Es ist ein versöhnlicher zwischen vielen kritischen Sätzen. Der 19-Jährige aus Nordenham hat einiges auszusetzen an der Veranstaltung auf dem Seeflughafen Nordholz in der Nähe von Cuxhaven.
Doch im Moment genießt er das Festival-Leben. Er sitzt mit Kumpels, seiner Freundin und bisher völlig unbekannten Musikfans neben ein paar Zelten, die die Bewohner mit gegrillten Koteletts geschmückt haben, und trinkt Dosenbier. Für das schlechte Wetter der ersten beiden Tage könnten die Veranstalter zwar nichts, fährt Strzoda fort, aber ihr Krisenmanagement hätte besser sein können.
Am Anfang des „Deichbrands“ war das Wetter fürchterlich. Am Donnerstag hatten Orkanböen das Dach einer der beiden Bühnen fortgerissen. Starke Regenfälle verwandelten große Teile des Festivalgeländes und des Zeltplatzes in Schlamm und Matsch. Die Veranstalter forderten die Besucher auf, nicht vor Freitag anzureisen. Strzoda und seine Freunde sind trotz der Warnung schon am Donnerstag gekommen. Auf das Wetter angesprochen meint Timo Ohmstede, ebenfalls aus Nordenham: „Donnerstag war Überleben.“
Einige in der Gruppe ärgern sich, dass sie Bands verpasst haben, die sie gerne gesehen hätten. Denn in Folge der Sturmschäden wurden einige Auftritte verschoben, abgesagt oder in ein Festzelt verlegt. Das Bühnenprogramm konnte erst mit sechs Stunden Verspätung beginnen. Wer wann wo auftrete, sei aber nicht ausreichend kommuniziert worden, finden viele Besucher.
Die Veranstalter dagegen sind mit ihrem Krisenmanagement zufrieden. Dafür, dass es lange auf der Kippe gestanden habe, ob das Festival überhaupt stattfinden kann, seien die Probleme gut gelöst worden. Das meint zumindest Marc Engelke, Geschäftsführer von ESK Events.
Die größte Unwägbarkeit sei gewesen, so Engelke, dass die reparierte Bühne nur hochgezogen werden durfte, wenn keine Böen stärker als Windstärke sechs angekündigt sind. Deswegen sei die Bühne so lange unbespielbar gewesen. Die Sicherheit der Besucher, betont er, sei nie gefährdet gewesen.
Im nächsten Jahr soll das Deichbrand-Festival, für das diesmal 25 000 Tickets verkauft wurden, weiter wachsen. Engelke: „Wir streben seit Jahren 30 000 Besucher an.“ Dann werde die Veranstaltung zu einem „familiären Großfestival“, für das man auch internationale Bands als Hauptbands gewinnen könnte.
Der Gruppe vom Zeltplatz reichen aber vorerst die Headliner aus Deutschland. Beim Konzert der Beatsteaks am Sonnabend tobt die Menge. Spätestens jetzt sind die Strapazen der ersten Tage vergessen. Auch Deichkind am Freitag sei gut gewesen, sind sich die Fans einig, und Clueso, der als letzter Headliner am Sonntagabend auftreten sollte, will die Gruppe ebenfalls nicht verpassen.