VAREL - Der Förderkreis für das Waisenstift Varel rechnet mit Kosten von mehr als 500 000 Euro für die Sanierung der Seitenflügel. 50 000 Euro davon hat der Förderkreis Waisenstift Varel selbst durch Spenden aufgebracht, sagte Vorsitzender Hans-Georg Buchtmann bei der Mitgliederversammlung des Vereins im Waisenhaus. Dafür dankte Frank Diekhoff, Geschäftsführer des Bezirksverbands Oldenburg, der auch das Waisenstift betreut. Die eigenen Leistungen des Förderkreises öffne Türen bei öffentlichen und privaten Geldgebern, sagte Diekhoff.
Alte Lehmdecken
Der Förderkreis hat seit seiner Gründung 1995 374 000 Euro an Spenden eingeworben. Im vergangenen Jahr sind 6000 Euro dazugekommen. Diese Einnahmen resultieren aus Veranstaltungen (Trauungen im Regentenzimmer, Nutzung der Halle für Vorträge, Konzerte, Empfänge und Familienfeiern). Im Jahr 2011 waren es 25 Trauungen. Um den laufenden Betrieb nicht zu stören, nimmt Buchtmann nur noch Trauungstermine sonnabends und in den Ferien an. Dazu kamen 22 bezahlte Veranstaltungen. Dafür bekommt der Förderkreis 105 Euro (im Winter 160 Euro) pro Veranstaltung. Zurzeit hat der Förderkreis 79 Mitglieder.
Architekt Wilhelm Lienstromberg erläuterte die Sanierungsarbeiten. Dort werden die Decken der Seitenflügel saniert, zunächst im Nordwest-Flügel. Reste alter Lehmdecken wurden dabei gefunden, ebenso weitere Bauspuren, etwa Entlastungsbögen über den Türen, Wände und Rußanstriche. Trotz seines Alters, das Gebäude ist immerhin 341 Jahre alt, „hat es sich um einen innovativen Bau gehandelt“, attestierte der Architekt. Die Bauspuren sollen in geeigneter Form erhalten bleiben und dokumentiert werden. Erforderlich war die Reparatur der Balkendecke, deren Köpfe im Mauerwerk verfault waren. Sie werden durch Metallschuhe verstärkt. Im früheren Jungen-Schlafsaal, heute Bewegungsraum, musste aus statischen Gründen ein Metallträger eingebaut werden. Der Raum erhält ballwurfsichere Leuchten, die Massivholztüren müssen brandschutzsicher sein. Die Lehmputzdecke wird wieder hergestellt. Ausgetauscht werden muss auch die im Nordwest-Flügel untergebrachte Heizungsanlage.
Problem Haustechnik
Ein Problem sei auch die Haustechnik. Künftig soll das Brauchwasser dezentral für das Waisenhaus zubereitet werden, nicht mehr im zentralen Kessel. Zum Schutz des historischen Türenbestandes müssen auch Fluchttreppenhäuser in den Seitenflügeln eingebaut werden. Aus Brandschutzgründen könnte man sonst die Türen aus dem 19. Jahrhundert nicht erhalten.
Die Finanzierung der Baumaßnahme, voraussichtlich 550 000 Euro, ist aus Zuschüssen und Spenden gesichert. Bund, Land, Kreis, Stadt, Landessparkasse zu Oldenburg und die Niedersächsische Sparkassenstiftung sowie die Gertrud-und-Hellmut-Barthel-Stiftung tragen zur Finanzierung bei.