Bremen Lächelnd, raschen Schritts und sehr bestimmt bahnt er sich seinen Weg zwischen den Musikern. Das Mahler Chamber Orchestra ist ein sehr junges Ensemble, und zu Antonio Méndez, der da zum Dirigierpult eilt und selbst erst 30 Jahre alt ist, passt das bestens. Dabei war für das Abschlusskonzert des Musikfestes Bremen eigentlich ein Anderer vorgesehen – kurzfristig vertritt der Mallorquiner Méndez den erkrankten Star-Dirigenten Daniele Gatti. Méndez’ Debüt mit dem Mahler Chamber Orchestra zieht an diesem reinen Mendelssohn-Abend von Beginn an in den Bann.
Etwa mit der „Sommernachtstraum“-Ouvertüre, dem Geniestreich des erst 17-jährigen Felix Mendelssohn Bartholdy, in der das einst von Claudio Abbado gegründete Orchester schon bald seine enorme Orchestertechnik zeigt. Schon das ist mehr als nur Auftakt, und auch in Mendelssohns Violinkonzert setzen die Mahler-Musiker Akzente. Solist in diesem Schlachtross der Violinliteratur ist der Klassegeiger Renaud Capuҫon, der „seinen“ Mendelssohn ausgesprochen sportlich nimmt. Die raschen Tempi und das manchmal atemlose Voranstreben werden durch knackige Phrasierungen und luftige Bogenführung noch akzentuiert. Der helle, an diesem Abend nicht unbedingt variable Ton unterstreicht Capuҫons Lust an dramatische Steigerungen.
Höhepunkt ist fraglos Mendelssohns 4. Symphonie, die „Italienische“. Da lässt das Orchester dynamische Opulenz und klangliche Varianz in außergewöhnlichem Maß hören. Méndez leitet mit deutlichen, keineswegs exaltierten Bewegungen. Seine inspirierende Spontaneität, die er geradezu in den Fingerspitzen zu haben scheint, und die reaktionsschnelle Flexibilität der Musiker lassen eine charismatische „Italienische“ quasi in Echtzeit entstehen.
Ein markanter Schlusspunkt des Musikfestes 2014 also, das sich mit 41 Konzerten wieder ausgesprochen qualitätsvoll und breit aufgestellt zeigte, dazu mit Schwerpunkten wie dem Arp-Schnitger-Festival für Konturen sorgte. Auch Carsten Preisler, Pressesprecher des Musikfestes, verwies auf die Vielfalt des Programms und zeigte sich „sehr zufrieden“. Der Abschlussabend macht da keine Ausnahme – am Ende toben die Besucher in der ausverkauften Glocke.
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