Oldenburg - Amandus Abend-roth ist wieder unterwegs – und wie üblich säumen eine Handvoll Leichen seinen Weg. Dabei ist der Mann mit dem schön geschwungenen Namen weder professioneller Detektiv noch notorischer Totschläger. Abendroth ist vielmehr Lokalreporter und der Fantasie des Oldenburger Krimiautoren Reinhold Friedl entsprungen, und der schickt seinen Helden nun zum dritten Mal auf Tätersuche. „Tödliche Schriftrollen vom Nil“ (Schardt Verlag Oldenburg, 189 Seiten, 12,90 Euro) heißt der Roman, und er ist zugleich Friedls intensivster geworden.
Denn der Autor schickt seinen Helden diesmal in ein Abenteuer, das ihn vom Land Hadeln nahe der Elbmündung (wo Abendroth als Journalist arbeitet) bis ins Museum im Oldenburger Schloss führt und auf die Sinai-Halbinsel. Die Mördersuche der Jetztzeit gründet sich nämlich auf einem wahren historischen Vorfall: Im März 1822 sank in der Elbmündung die Galeasse „Gottfried“, die beladen war mit Schätzen und Artefakten, die der Gelehrte Heinrich von Minutoli ab 1820 in Ägypten ausgegraben hatte – darunter ein mysteriöser Pharaonensarg. Bis heute ist das Schiff nicht gefunden und gehoben worden.
Solche geheimnisumrankten Begebenheiten ließen die Fantasie Friedls, der eigentlich als Politikwissenschaftler Sachlichkeit und kühlen Kopf walten lässt, hoch fahren. „Ich bin auf den Untergang der ,Gottfried’ durch eine Ausstellung im Natureum Niederelbe in Neuhaus/Oste gestoßen“, erzählt Reinhold Friedl. „Ich habe dann weiterrecherchiert und bin auf zusätzliche Dokumente aufmerksam geworden.“ Daraus entstand ein hochspannender Mix aus Gewalt und (Kultur-)Geschichte, Mysterien und Maritimen, dem ein guter Schuss Lokalkolorit zugegeben wurde – Friedls Art, Erzählungen zu konstruieren und zu verweben, bewährt sich in den „Tödlichen Schriftrollen“ aufs Beste. Für manche fast schon zu gut: „Ein Museumsexperte sagte mir, mit der Geschichte sei ich viel direkter an der Realität dran, als ich glaube“, berichtete Friedl.