Westerstede - Für Detlef Wehking vom „Salonorchester Ungestüm“ hat die Zukunft der Ammerländer Kreisstadt als verkehrstechnisches Drehkreuz bereits begonnen. Beim Konzert im „Güterschuppen“ begrüßte er die Zuhörer auf dem „Hauptbahnhof Westerstede“. „Wir sind ja inzwischen ans deutsche Verkehrsnetz angeschlossen“, erklärte er und begab sich im D-Zug auf eine Fahrt nach Wien, wo die Zuhörer im Dreivierteltakt mit dem Walzer „An der schönen blauen Donau“ begrüßt wurden.
Zwei Mal spielte das Orchester vor vollem Haus. Es war bereits das neunte Neujahrskonzert in Folge, bei dem die Gruppe ihr neues Programm vorstellte und – wegen der großen Nachfrage – zum zweiten Mal als Doppelkonzert.
Unter dem Titel „Metropolen der Musik“ ging es nicht nur nach Wien, sondern auch nach Berlin und Paris. In den Musiktiteln ließ das Orchester die Zeit der Caféhausmusik auferstehen und nahm die Besucher mit auf eine Zeitreise um mehr als 100 Jahre in die Vergangenheit. Neben den locker-amüsanten Überleitungen, die Conférencier Detlef Wehking gekonnt charmant einstreute, gab es auch optische und akustische Überraschungen. So erschien Pianist Wlodeck Jasionowski, als er Musik von Satie vorstellte, im weißen Frack und mit weißen Handschuhen, in der Lieblingsfarbe des Komponisten.
Ein Hörerlebnis der besonderen Art bescherte Detlef Wehking den Zuhörern. Als nämlich seine Geige „verschwunden“ war, brachte man ihm ein neues Werkzeug: die „Singende Säge“. Dem ungewöhnlichen Instrument entlockte der Stehgeiger mit seinem Bogen durchdringend klagend-summende Töne, die mit nichts zu vergleichen waren.
Dieses Instrument, so erzählte er später, sei früher in Salonorchestern durchaus häufiger in Gebrauch gewesen. Heutzutage kenne kaum noch jemand die „Singende Säge“. Aber nach langer Suche sei er in einer kleinen Werkstatt schließlich fündig geworden. Das gute Stück soll nun ins Programm eingebunden werden.
Fast 270 Musikstücke hat das „Salonorchester Ungestüm“ in seinem Fundus. Rund zehn unterschiedliche Programme wurden bereits zusammengestellt. So dürften die Fans auch auf kommende Arrangements gespannt sein – dann wohl auch häufiger mit der „Singenden Säge“.