Emden Die Moderne macht auch vor Anglern nicht Halt: Elektronische Bissanzeiger, Knicklichtposen oder glasfaserverstärkte Ruten erleichtern den Fang. Hat der Fischfänger es auf Aale abgesehen, reichen allerdings auch ein roter Wollfaden, ein Bambusstock, Tauwürmer – und ein Kinderplanschbecken. Der Clou dabei: „Die Sache hat keinen Haken“, sagt Angler Joachim Eilts, hebt dabei erklärend den gekrümmten Finger und freut sich über sein gelungenes Wortspiel.
Denn beim norddeutschen Aalangeln, Pöddern genannt, benötigt es am Ende der Schnur tatsächlich keinen Widerhaken. Der gierige Fisch verfängt sich mit seinen kleinen Zähnen im Wollfaden. Doch das Angeln nach alter Väter Sitte, wie Eilts es nennt, ist vom Aussterben bedroht.
Als Pödder bezeichnet der Angler ein dickes Knäuel Tauwürmer, das am Ende des roten Wollfadens aufgezogen wird. Die rote Farbe spielt dabei eine große Rolle: „So bemerken die Aale den Trick nicht“, erklärt der 69-Jährige, der 25 Jahre lang bei der Fachzeitschrift „Fisch und Fang“ als stellvertretender Chefredakteur gearbeitet hat. Denn zwischen dem roten Wurmgewimmel fällt den Schlänglern der Faden nicht auf.
Haben sie sich einmal im Faden verbissen, werden die Tiere behutsam auf eine sogenannte Ködersenke gezogen und abgeschüttelt. Die Senke ist ein etwa ein Quadratmeter großes Netz im Wasser. Als Ersatz kann auch ein wassergefülltes Planschbecken dienen. Die Fische werden im Anschluss mit einem Schlag auf den Kopf und einem Stich ins Herz getötet. „Der Aal leidet nicht“, erklärt Eilts. Ohne Fanghaken verletze sich der Fisch nicht am Schlund.
Dass beim Pöddern allerdings 20 bis 30 Tauwürmer ihr Leben lassen müssen, ist dem Angler bewusst. Mit den vielen Würmern konnten in früheren Zeiten auch viele Aale auf einmal gefangen werden, weshalb die Technik als Massenfangart und nicht waidgerecht kritisiert wurde. „Aber die Zeiten sind vorbei“, sagt Eilts. So viele Aale würden durch das Pöddern nicht mehr gefangen.
„Die Jugend ist mehr von der modernen Technik begeistert“, sagt der Sprecher des Landessportfischereiverband Niedersachsen, Florian Möllers. Pöddern habe keine Bedeutung mehr. Vielleicht sei es nicht spannend genug, vermutet er. „Dabei ist das eine tolle Methode, um mit dem Tier umzugehen. Auch wenn das Schicksal am Ende dasselbe ist.“ Einen allgemeinen Rückgang an Nachwuchs-Anglern befürchtet er jedoch nicht.
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