Bergedorf Der erste Kunde kam bereits Ende Oktober, um einen schönen Tannenbaum zu reservieren. Doch Helmut Bruns hat es auch schon erlebt, dass jemand am Heiligabend um 16 Uhr an seinem Haus mit der Nummer 9 geklingelt hat, weil er noch einen Weihnachtsbaum brauchte. „Der durfte sich den Baum dann selber absägen“, berichtet sein Sohn Stefan Bruns und lacht. Auch wenn es das Geschäft der beiden ist, andere mit frisch geschlagenen Weihnachtsbäumen zu versorgen: Am Heiligabend freuen sich Vater und Sohn selber über schön geschmückte Nordmanntannen in ihren Wohnzimmern.
Kurz vor dem zweiten Advent sind auf dem Grundstück der Familie Bruns an der Ortheide in Ganderkesee-Bergedorf viele Bäume mit roten Namensschildern markiert. Tannen aus dem Betrieb werden zu Weihnachten in zahlreichen Wohnzimmern stehen. Auch wenn die Bäume zum Teil schon frühzeitig reserviert wurden, sägen Helmut und Stefan Bruns sie erst kurz vor dem Fest mit der Motorsäge ab. Dann sind die Bäume zu Weihnachten noch frisch und fangen nicht so schnell an zu nadeln. „Es zeichnet uns aus, dass manche ihren Baum bis Mitte Januar stehenlassen“, sagt Helmut Bruns. Mit Bäumen aus Dänemark, die vor Wochen geschlagen wurden und lange Transportwege hinter sich haben, ist das nach den Worten des 62-Jährigen nicht unbedingt zu machen. Doch man kann etwas tun, damit auch diese Bäume lange frisch bleiben. Der Baum verharze von unten und trockne aus, berichtet Stefan Bruns. „Man sollte unten fünf Zentimeter absägen, damit er wieder Wasser aufsaugen kann.“
Auf knapp zwei Hektar Land in Bergedorf und Dingstede haben die Bruns Nadelbäume angepflanzt. 1978 habe sein Vater zum ersten Mal Weihnachtsbäume verkauft, berichtet Helmut Bruns. Während damals noch überwiegend Rotfichten angeboten wurden, machen heute Nordmanntannen rund 90 Prozent des Bestandes aus. Wegen der weichen Nadeln und des geraden Wuchses ist diese Tannenart als Weihnachtsbaum besonders beliebt. Etwa acht bis zehn Jahre brauchen die Bäume nach Auskunft von Helmut Bruns, bis sie die durchschnittliche Tannenbaum-Größe von 1,50 bis 1,80 Metern erreicht haben. Auf dem Gelände in Bergedorf stehen Tannen in unterschiedlichen Größen. „Wir pflanzen immer wieder nach“, erläutert Bruns. Bäume, die zu groß fürs Wohnzimmer sind, zieren in der Adventszeit öffentliche Flächen in Bergedorf: „Wir spenden Bäume an den Schützenverein, die Feuerwehr und den Kindergarten.“ Außerdem wird daraus Tannengrün: Von Montag, 11. Dezember, an verkauft der Bergedorfer Weihnachtsbäume und Zweige vor der St. Cyprian- und Corneliuskirche im Ganderkeseer Ortskern.
Während sein Vater den Verkauf vor der Kirche organisiert, hat Stefan Bruns im Betrieb alle Hände voll zu tun mit dem Absägen der Bäume. Viele Kunden holen ihre Tannen direkt in Bergdorf ab. Unterstützung bekommt der 35-Jährige dann manchmal von seiner kleinen Tochter Hanna. Die Dreieinhalbjährige hat verstanden, dass ihr Papa wichtige Arbeit für den Weihnachtsmann leistet. Sie wisse, dass er nicht allen Familien den geschmückten Baum bringen könne, wie es manche Kinder glauben, berichtet der Familienvater. „Bei uns ist das etwas anders. Sie ist dabei, wenn ich unseren Baum aussuche und reinhole.“
Die Tannenbäume beschäftigen Stefan und Helmut Bruns nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern das ganze Jahr über. Junge Bäume müssen nachgepflanzt werden. Außerdem wird das Gras zwischen den Baumreihen regelmäßig gemäht. Auch müssten doppelte Spitzen abgekniffen werden, erläutert Helmut Bruns. „In den ersten Jahren geht relativ viel Arbeit rein“, ergänzt sein Sohn. Etwa eine Woche vor dem Fest suchen sich auch die beiden ihre Weihnachtsbäume aus. Die Feiertage versprechen ihnen eine Zeit der Ruhe nach den arbeitsreichen Wochen davor. Wenn nicht am Nachmittag des Heiligabends wieder jemand klingelt, der noch ganz schnell einen Tannenbaum braucht.
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