SCHWEIBURG Knut hat einen gesegneten Appetit. Nicht weniger als 400 „Rote Bohnen“ verspeist der isländische Strandläufer, der etwa so groß wie eine Drossel ist, zurzeit täglich. Kein Problem, denn Mutter Natur hat an ihrem Jadebusen bestens vorgesorgt: der Zugvogel findet hier seine Lieblingsspeise – die „Rote Bohne“ ist eine Muschelart – in großen Mengen.
So wie Knut machen es derzeit tausende von Zugvögeln, die auf dem Weg in wärme Gefilde sind: vor ihrem Abflug in Richtung Südspanien und Afrika fressen sie sich im Wattenmeer noch mal so richtig voll. „Dadurch ergänzen sie ihre Fettreserven oder bauen sie auf“, weiß der Naturschutzbeauftragte des Landkreises Wesermarsch, Dieter Bloem aus der Gemeinde Jade.
Säbelschnäbler verspätet
Neben Strandläufern sind derzeit Brandgänse, Pfeifenten, Austernfischer oder Sturmmöwen zu beobachten. In diesem Jahr haben sich außerdem die Säbelschnäbler etwas verspätet. Denn die machen sich, weiß Bloem, normalerweise schon im August oder September auf den Weg in wärmere Regionen. Bloem hat am Wochenende einige tausend Säbelschnäbler in Dangast beobachtet. „Die ziehen aber bestimmt noch ins Watt bis nach Sehestedt“, ist er sich sicher.
Die Vögel legen auf ihrem Weg oft mehrere tausend Kilometer zurück, sind also auf entsprechende Reserven angewiesen. Deshalb, erklärt Bloem, müssen sie sich in aller Ruhe am Jadebusen mit ausreichend Nahrung versorgen. So erklärt sich auch, warum gerade in dieser Zeit die Tiere nicht von Menschen bei der Nahrungsaufnahme gestört werden dürfen. „Wenn sie dauernd gestört werden, ziehen sie weiter, schaffen aber dann den langen Flug nicht und fallen irgendwann kraftlos zur Erde“, weiß Dieter Bloem.
Wer sich trotzdem für die zahlreichen Zugvögel interessiert, die sich derzeit rund um den Jadebusen aufhalten, kann sich beim Leiter der Nationalpark-Erlebnisstation Sehestedt, dem Biologen Rüdiger von Lemm, informieren. Unter dem Titel „Kommt ein Vogel geflogen – Vogelzug am Jadebusen: theoretisch, musikalisch, praktisch“, lädt von Lemm am kommenden Sonnabend, 29. Oktober, zu einer mehrstündigen Veranstaltung ins Gemeindehaus in Schweiburg ein. Beginn ist um 15 Uhr.
Mit Hilfe einer Großbildprojektion wird von Lemm über die Zugvögel am Jadebusen informieren. Diese Bilderschau wird mit Klaviermusik untermalt. Anschließend nimmt Rüdiger von Lemm seine Gäste mit auf den „Weg ans Watt“ am Schweiburger Deich zu nahe gelegenen Rast- und Nahrungsplätzen. „An der Wattkante lassen sich die meist zahlreichen gefiederten Gäste gut mit dem Spektiv beobachten“, erzählt von Lemm. Während des Spaziergangs wird der Fachmann außerdem Interessantes über die Landschaft und über die Vögel erzählen.
Feste Schuhe und Fernglas
Die Bilder-Präsentation und Exkursion dauern insgesamt rund zweieinhalb Stunden. „Festes Schuhwerk oder Gummistiefel und, wenn vorhanden, Ferngläser sollten mitgebracht werden“, rät Rüdiger von Lemm. Die Veranstaltung gehört zum Programm der diesjährigen „Zugvogeltage“, das der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer ausgearbeitet hat.
@ Mehr Infos unter http://www.zugvogeltage.de