Wildeshausen - Wer sich mit der Geschichte Wildeshausens beschäftigt, kommt wohl an ihm nicht vorbei: Bürgermeister Jakob Lickenberg. 1529 wurde er auf dem Marktplatz geköpft. Die Geschichte um seine Hinrichtung wird am 18. und 19. September anlässlich der Feierlichkeiten zu „750 Jahre Stadtrechte Wildeshausen“ aufgeführt – allerdings in etwas abgewandelter Form.
Liebesgeschichte
„Es wird eine Liebesgeschichte“, hat Horst Strömer vom Kulturkreis Wildeshausen am Freitagabend in der Alexanderkirche angekündigt. Dort kamen die Beteiligten zum ersten großen Treffen zusammen, um das inklusive Wildeshausen-Musical „Lickenberg“ zu proben. Die Geschichte dazu stammt aus der Feder von Anke Strömer von der Diakonie Himmelsthür sowie Johannes Kretzschmar-Strömer von der Evangelischen Jugend Delmenhorst/Oldenburg Land (DOLL).
Zur Geschichte: Der Kirchenmann Nikolaus Kasselmann (Martin Kütemeyer) hat ein Auge auf die Tochter des Bürgermeisters Lickenberg (Freya Heinen) geworfen. „Historisch ist das aber nicht ganz nachgewiesen“, wirft Horst Strömer ein. Auch dass die Tochter, wie es im Musical dargestellt wird, darauf eingeht, sei nicht nachgewiesen. Und so wurde die Liebesgeschichte von den Autoren weiter gesponnen: Das Techtelmechtel zwischen Bürgermeisters Tochter und Kirchenmann kommt heraus. Lickenberg beauftragt drei junge Männer, dem Kirchenmann „eine Abreibung zu verpassen“. An dieser Stelle nähern sich die Autoren der historischen Vorlage wieder an. „Passiert sein soll es bei Hatten, wir verlegen es aber an den Hexenstein in Dötlingen.“ Weil der „Hexenstein“ besser passe, ergänzt Horst Strömer. Bei dieser „Abreibung“ töten die jungen Männer allerdings den Kirchenmann. . .
Drei Dutzend Kostüme
Nach einem dreiviertel Jahr Vorbereitung nimmt das Musical jetzt nach und nach Formen an. „Drei Dutzend Kostüme müssen besorgt werden“, sagte Horst Strömer. Rund 40 Schauspielerinnen und Schauspieler sowie 80 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind involviert. Die evangelische Jugend, die Diakonie Himmelsthür, der Kulturkreis Wildeshausen sowie die Initiative Aktion Mensch, die das Projekt finanziell unterstützt, sind mit im Boot. Das Stadtmarketing, die Volkshochschule, das Gymnasium, die Berufsbildenden Schulen, die Tanzgruppe des SC Wildeshausen „und etliche weitere Vereine“: Die Liste der Beteiligten lässt sich lange fortsetzen. Strömer machte dabei auf den inklusiven Charakter aufmerksam: „Es geht um das Prinzip, die Menschen zusammenzubringen.“
Aufgeführt wird das Stück unter freiem Himmel auf dem Marktplatz. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie groß die Bühne dort sein wird, dienten Klebestreifen im Altarraum als Markierung. Johannes Kretzschmar-Strömer und Anke Strömer koordinierten die Szenen: Da war zu hören, dass die Wildeshauser statt dem bekannten Bannas-Bier zum „Bannanas“-Bier griffen und dass der Kirchenmann überlegte, das Rosettenfenster der Alexanderkirche zuzubauen – in 500 Jahren würde es doch sowieso wieder freigelegt. Historisch belegt ist selbstverständlich davon nichts. Diese Gags mit Bezug zur Gegenwart werden als Auflockerung mit eingebaut, berichtete Horst Strömer sichtlich amüsiert am Rande der Probe.
20 Lieder werden eingestreut. Den Gesangspart übernahm bei der ersten Probe Kretzschmar-Strömer – vorerst. Der Schauspieler des Bürgermeisters war an dem Abend verhindert, da er mit seiner Gesangsgruppe ein Konzert gab: Jakob Lickenberg wird von Fabian Reinke aus der A-cappella-Gruppe „Die Profisorischen“ gespielt. . .