Oldenburg - Ein schwerer Schicksalsschlag hat eine Frau und einen Mann getrennt. Sie haben erst ihr Kind verloren, dann sich selbst und schließlich auch ihre Liebe. Am Grab ihres Sohnes treffen sich die beiden nach neun Jahren das erste Mal wieder.

„Gift. Eine Ehegeschichte“ (2009), aus der Feder der Niederländerin Lot Vekemans, skizziert dieses Zusammentreffen, das Regisseurin Daniela Kranz als sensibles Kammerspiel inszeniert. In den Niederlanden wurde das Schauspiel prämiert als bestes aufgeführtes Stück 2010. Jetzt ist es auch in Oldenburg zu sehen, in der Exerzierhalle am Pferdemarkt.

Die weibliche Hauptrolle spielt Franziska Werner (33). Die gebürtige Berlinern wuchs in Wuppertal auf und arbeitete zuletzt am Staatstheater Wiesbaden. Das Publikum kennt die feinfühlige Schauspielerin bereits aus „Supergute Tage“, wo sie die Hauptfigur spielt, einen jugendlichen Asperger-Autisten. In „Gift. Eine Ehegeschichte“ ist sie jetzt als Frau zu sehen, die in ihrer Trauer verharrt ist.

„Sie kann sich von der Vergangenheit nicht lösen. Das ist ihr Weg, um den Schmerz zu überleben“, sagt Franziska Werner über ihre Rolle.

An ihrer Seite spielt Matthias Kleinert, der sich den Zuschauern in „Alle meine Söhne“ vorstellte. Der 50-Jährige stammt ebenfalls aus Berlin und kam vom Staatstheater Darmstadt nach Oldenburg. „Das hier ist mein achtes Engagement“, erzählt er vergnügt, „aber nirgends wurde ich so freundlich von einer Stadt aufgenommen!“.

Kleinert spielt in „Gift. Eine Ehegeschichte“ einen Mann, der nach dem Tod seines Kindes ein neues Leben angefangen hat und mit seiner Partnerin in Frankreich lebt. „Als Vater einer Tochter kann ich mich sehr gut in die Rolle fühlen“, sagt Kleinert: „Der Verlust eines Kindes ist ein Angstthema.“ Sich damit intensiv zu beschäftigen und die Trauer an sich heranzulassen, sei schon hart. Eine große Hilfe sei die Stiftung Evangelischer Hospizdienst in Oldenburg gewesen, betonen beide Schauspieler.

Ihre neuen Rollen empfinden sie als Geschenk. Während Kleinert in „Alle meine Söhne“ einen tyrannischen Patriarchen spielt, schlüpft er jetzt in die Rolle eines sehr modernen, heutigen Vaters. „Den hätte es 1950 so nicht gegeben“, vergleicht der sympathische Berliner.

Für Franziska Werner liegt auch ein großer Unterschied in der Spielstätte. Die Exerzierhalle findet sie deshalb so schön, „weil die Zuschauer sehr nah bei uns Schauspielern sind“. Das passe zu diesem Stück sehr gut.