Nordenham - Hut ab. Sie hatten ihr ganz persönliches Lied im Gepäck. Sie waren 15 Solisten und 15, die im Chor singen wollten. Zehn Stunden übten sie zusammen. Jeder arbeitete dabei an seinem ganz eigenen Solo, doch niemand blieb hier mit seinen Problemen alleine.
Sie leben Musik
Jeder lauschte jedem, jeder half jedem. Und sie lieferten zum Abschluss dann ein bemerkenswertes, kurzweiliges Konzert in der Jahnhalle. Sie lebten Musik… und sie sangen sie.
„Das war arbeitsintensiv und mächtig anstrengend, hat aber allen total Spaß gemacht,“ erzählte der Chef des Kulturzentrums, Stefan „Yeti“ Jaedtke. Für’s Wochenende hatten er und sein Team zum Gesangs-Workshop eingeladen. Zum 14. Mal in Folge übrigens – und wie in den Vorjahren auch diesmal wieder zu Jahresbeginn.
Drei Musik-Profis, Britta Rex aus Hannover und Gabriela Koch aus Bielefeld, beides Dozentinnen an der Musikhochschule, sowie Sandro Giampietro, Sänger und Gitarrist, der unter anderem auch schon mit Helge Schneider auf Tour ging, gaben nicht nur ihren guten Namen, sie investierten auch Leidenschaft pur.
Am Sonntag zur Kaffeezeit wurde der Schlussstrich gezogen: Auftritt. „Öffentlich, live-haftig, vor über 80 Zuhörern“, wie Jahnhallen-Chef und Organisator Stefan „Yeti“ Jaedtke unterstrich. Natürlich mit einer gehörigen Portion Lampenfieber – obwohl: niemand war Anfänger, jeder hatte schon irgendwie und irgendwo Erfahrung als Sänger gesammelt. „Anders hätte es auch nicht in unser Konzept gepasst,“ so Yeti.
Anspannung und Nervosität waren trotzdem allgegenwärtig – und spätestens in dem Augenblick zu spüren, wenn die Solisten nach ihrem Song das Mikro wieder zurück aufs Pult legten und einmal kräftig durchatmeten.
Betont vielseitig, ausgesprochen leidenschaftlich und überraschend professionell bot sich den Jahnhallen-Gästen ein bunter Mix, angefangen mit dem Beatles-Ohrwurm „With a little help from my friends“ (interpretiert vom Projektchor) und Petula Clarke’s „Downtown“ (Nicole Wichmann) über Adele’s „Hello“ (Julia Giampietro) und Eddie Vedder’s Lyrics „Long nights“ (Inga Lüdke) bis hin zur Broadway-Jazz-Ballade „My funny valentine“ (Maren Boekhoff) und „Aworo“ der Sängerin Izaline Calister aus niederländisch Curacao in ihrer Muttersprache Papiamentu (Elisabeth Frintrop). Das Publikum quittierte alle Auftritte mit begeistertem Applaus.
Der 14. Gesangs-Workshop in der Jahnhalle begann bereits am Sonnabendmorgen um 10 Uhr und schloss mit dem Konzert ab. Die Teilnehmerzahl war allerdings begrenzt gewesen, und so konnte so manche Anmeldung leider nicht berücksichtigt werden. „Es muss aber ja auch für jeden genug Zeit bleiben,“ erzählte Stefan Jaedtke.
Atemübungen, Gesangstechnik und Stimmbildung, Warmsingen und Interpretation, Mehrstimmigkeit, Sologesang und Chor standen auf dem Stundenplan. „Es war auch deshalb nicht einfach, weil jeder seinen eigenen Song mitbrachte. Von Platte oder auf CD oder auch nur von YouTube aus dem Internet gezogen.“
Keine Noten
Stefan Jaedtke weiter: „Oft hatten wir weder Noten noch andere Vorlagen. Oft war die gehörte Version so auch gar nicht umsetzbar, da uns nur Gitarre und Klavier zur Begleitung zur Verfügung standen, nicht aber ganze Orchester und große Chöre. Wir mussten also jeden Song neu zusammenschweißen. Das war zwar schwierig, klappte aber hervorragend.“