Landkreis Leer - Leben auf kleinstem Raum? Im Tiny House ist das erwünscht – und obwohl diese Mini-Häuser meist nur zwischen zehn und 55 Quadratmeter groß sind, sind sie eines ganz gewiss: super angesagt. Der Hype ums Tiny House ist seit Jahren ungebrochen, die kleinen Domizile haben Charme, strahlen Individualität aus und stehen für einen ganz besonderen Lifestyle. Da stellt sich die Frage, wie groß die Fangemeinde der Mini-Häuser im Kreis Leer ist.
Gibt es denn Interessenten, die Tiny Houses bauen wollen ?
Ja, aber nicht sehr viele. „Ab und an gibt es mal eine Anfrage“, berichtet etwa Guido Meyer, Fachbereichsleiter Planen und Bauen bei der Gemeinde Ostrhauderfehn, im Gespräch mit unserer Redaktion. „Und sie könnten bei uns in den allgemeinen Wohngebieten sogar Tiny Häuser bauen, aber das macht bisher keiner.“
Darf man Tiny Houses denn einfach so aufstellen ?
Auf ausgewiesenen Baugrundstücken darf man das, allerdings nicht „einfach so“. Denn: „Tiny Houses sind aus baurechtlicher Sicht ebenso Wohngebäude wie klassische Einfamilienhäuser. Das Baurecht macht dort keinen Unterschied“, erläutert Landkreis-Pressesprecher Philipp Koenen auf Nachfrage. „Dabei ist es unerheblich, ob Tiny Houses mobil sind oder nicht – entscheidend ist, dass sie ortsfest zum dauerhaften Wohnen genutzt werden.“ Bedeutet: Mini-Häuser müssen alle Anforderungen erfüllen, die auch an Wohngebäude gestellt werden. Das gelte also zum Beispiel nicht nur für den Schall- und Wärmeschutz und die Anforderungen an Aufenthaltsräume, sondern auch hinsichtlich der erforderlichen Erschließung des Grundstücks (verkehrlich, Ver- und Entsorgung) und der notwendigen Einstellplätze.
Wenn das Interesse an Mini-Häusern in Ostrhauderfehn gering ist, wie sieht es dann in anderen Gemeinden aus ?
In Westoverledingen etwa sucht man Tiny Houses auch vergeblich – doch das könnte sich bald ändern. Denn: „Es gab bereits Anfragen. Diese sind jedoch noch nicht abschließend bewertet worden“, teilte Pressesprecherin Kirsten Beening mit. Im Gemeinderat sei das Thema Tiny Houses bisher nicht behandelt worden. „Das Thema wurde aber im Aufsichtsrat der gemeindeeigenen Wohnungsbau- und Entwicklungs GmbH thematisiert, da die GmbH für den Betrieb des Campingplatzes Freizeitparks „Am Emsdeich“ zuständig ist. Es gab im letzten Jahr Überlegungen, auf dem Campingplatz eine Fläche für Tiny Houses auszuweisen. Von diesen Überlegungen wurde aber inzwischen wieder Abstand genommen.“
Aber in der Stadt Leer gibt es Mini-Häuser, oder ?
„Es gab eine Anfrage eines Investors für ein eigenes Gebiet mit Tiny-Houses. Die Planungen sind allerdings nicht realisiert worden“, berichtete Leers Stadt-Sprecher Edgar Behrendt. Hätte das Tiny House Räder, „dürfte es auf dem Campingplatz stehen, da es mit Wohnwagen und Wohnmobilen vergleichbar ist, aber nicht in einem Wohngebiet“, so Behrendt weiter. Und: „Im Stadtrat gab es bislang keine Tagesordnungspunkte und Beschlüsse, in denen es um konkrete Tiny-House-Projekte ging. Sollten Investoren mit Plänen für innovative Wohnformen aller Art wie zum Beispiel auch Tiny Houses auf die Stadt zukommen, stehen wir dem natürlich offen gegenüber und werden prüfen, ob und wenn ja wo sich ein solches Projekt gegebenenfalls realisieren lässt.“
Und wie sieht es in anderen Städten Deutschlands aus ?
Vereinzelt gibt es Siedlungen, aber noch nicht viele. In Celle etwa entwickelt die Stadt ein Tiny-House-Areal. Hier sollen 18 Grundstücke vorgehalten werden, die eine Größe zwischen etwa 250 und 315 Quadratmeter haben. Ziel ist es, die Attraktivität des Wohnstandorts Celle zu stärken. In Mehlmeisel in Bayern steht seit 2017 das erste Tiny-House-Village Deutschlands. Südlich von Karlsruhe gibt es zudem auf einem Campingplatz ein Areal mit einigen Parzellen. Vor den Toren Hamburgs wird zudem derzeit das Tiny-House-Dorf „Lilleby“ entwickelt. Das Gelände ist rund 20.000 Quadratmeter groß und liegt in der Gemeinde Hollenbek. Und in Hannover wird auf dem ehemaligen Expo-Gelände im Stadtteil Kronsberg die Minihaus-Siedlung „ecovillage hannover“ entwickelt. Es soll das größte Tiny-House-Dorf Europas werden, so das ehrgeizige Ziel der Projekt-Verantwortlichen. 1000 Menschen sollen dort eines Tages leben.
Tiny Houses sind meist zwischen zehn und 55 Quadratmeter groß. Foto: dpa-Symbolbild