Osnabrück/Berlin - Jeder Landwirt kennt das Problem: Mit zunehmender Digitalisierung fast aller Arbeitsbereiche in der Landwirtschaft wird es immer schwieriger, die Datenmengen, die unterschiedlichen Systeme der Anbieter und Betriebsvergleiche zu bewerkstelligen. Vieles passt einfach nicht zusammen!
Das soll sich ändern. Dazu ist kürzlich das Großprojekt „Agri-Gaia“ gestartet worden. Ziel ist es, eine herstellerübergreifende Infrastruktur in Form einer Plattform für den Austausch von Daten und Algorithmen zu erarbeiten, um die vielen Datensätze, die in der digitalisierten Landwirtschaft, aber auch in der nachgelagerten Ernährungswirtschaft anfallen, über Betriebe und Hersteller hinweg austauschbar zu machen. Entwickelt werden sollen eine Datennorm und eine Cloud-Lösung.
Uni Osnabrück dabei
Das Projekt „Agri-Gaia“ wird geleitet vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Beteiligt ist auch die Universität Osnabrück mit dem Informatikbereich Agrarfernerkundung. Gefördert wird „Agri-Gaia“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit knapp zwölf Millionen Euro, wovon eine Million Euro nach Osnabrück geht. Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren.
Die Osnabrücker wollen im Rahmen des Projekts in landwirtschaftlichen Betrieben Daten erheben, daraus Prognosemodelle und Handlungsempfehlungen entwickeln. „Primäres technisches Ziel ist es, dem Landwirt durch Bereitstellung von Modellen und auf künstlicher Intelligenz (KI) basierter Bestandskartierung über die ,Agri-Gaia‘-Plattform Entscheidungshilfen für eine nachhaltige Bewirtschaftung seiner Flächen zur Verfügung zu stellen“, erklärt Dr. Thomas Jarmer, Leiter des Projekts an der Universität Osnabrück. „Wir erheben Daten auf dem Acker sowie mit verschiedenen Kamerasystemen auf Drohnen und nutzen darüber hinaus Satellitendaten und weitere Datenquellen, um Bilder von Einzelpflanzen sowie Teilflächen zu bekommen“, sagt Jarmer. Diese Daten ermöglichen es, Aussagen über die Entwicklung von Pflanzen zu treffen. „So kann der Landwirt teilflächenspezifische Maßnahmen durchführen, ohne die gesamte Ackerfläche bearbeiten zu müssen“, erläutert der Fernerkundler. Das biete sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile: „Der Landwirt kann an den notwendigen Stellen in der richtigen Menge gezielt düngen oder Unkraut bekämpfen und so seine Flächen viel nachhaltiger bewirtschaften.“
Künstliche Intelligenz
„Mit ,Agri-Gaia‘ digitalisieren wir die Agrarwirtschaft und bringen Künstliche Intelligenz in die konkrete Anwendung“, so Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Die Digitalisierung sei für die Wettbewerbsfähigkeit der Agrarwirtschaft von hoher Bedeutung. Datenbezogene Dienste und Künstliche Intelligenz seien mit die wichtigsten Treiber für die Erschließung neuer, aussichtsreicher Geschäftsmodelle.
Bessere Qualität
Nach Ansicht von Prof. Dr. Joachim Hertzberg, Leiter des Forschungsbereichs „Planbasierte Robotersteuerung“ am DFKI und Koordinator des Projekts „Agri-Gaia“, braucht digitalisierte Landwirtschaft KI-Technologie, um die anfallenden Daten zu verarbeiten, und Vernetzung durch die Agrar-Wertschöpfungskette hindurch, um die Qualität ihrer Erzeugnisse nachhaltig weiter steigern zu können. „,Agri-Gaia‘ schafft beides“, so Hertzberg.