„Vertrauen ist die härteste Währung.“ Dieses Leitmotiv ist führenden deutschen Politikern wie Angela Merkel, Hubertus Heil aber auch Karl-Josel Laumann verloren gegangen. Als würde ein erneuter Tsunami über das Land hinwegfegen, zeigten sie sich plötzlich völlig überrascht von den skandalösen Arbeits- und Wohnverhältnissen der sogenannten Lohnsklaven. Das nehme ich ihnen nicht mehr ab.
Am 11. Januar 2013 nahm der Bundesvorsitzende der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und heutige Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen, Karl-Josef Laumann, zusammen mit unter anderen Prälat Peter Kossen, MdL Renate Geuter sowie Vertretern zahlreicher Organisationen an einer Demonstration für bessere Wohn- und Arbeitsbedingungen und faire Entlohnung von osteuropäischen Werksvertragsarbeitern teil. Vor den Werkstoren von Vion Emstek. Der rechnerische Stundenlohn lag bei fünf Euro brutto, ein Wert, den auch die ehemalige niedersächsische Landwirtschaftsministerin Astrid Grotelüschen, CDU, für ausreichend hielt.
Der Ruf nach „härteren“ Gesetzen ist eine völlig unglaubwürdige und hilflose Alibiveranstaltung. Auch das nehme ich Laumann nicht mehr ab. „Das Land werde diese Situation nicht länger hinnehmen“ stammelte Laumann und kopierte dabei Erich Mielke’s „Ich liebe euch doch alle.“ Ich meine, dieses Land kann solche Politiker nicht länger hinnehmen. Vertrauen muss wieder die härteste Währung werden. (...)
Wilfried Papenhusen Wildeshausen
Ihr Kommentar macht eines deutlich, und das sind die Abhängigkeiten von Politik und Fleischwirtschaft. Gleichzeitig erschreckt es mich, wenn ich lese, dass die lange bekannten menschenverachtenden Zustände bei Tönnies dem zuständigen Minister Laumann erst jetzt bewusst werden.
Die Frage ist nun, wer hat hier welchen Einfluss ausgeübt, um diese unhaltbaren Zustände zu kaschieren? Unsere Bundesländer pochen immer gerne darauf, ihre Eigenständigkeiten bewahren zu wollen und erst beim eigenen Versagen nach dem Bund zu rufen.
Sie als Vertreter der vierten Gewalt sollten auch nicht so tun, als wären Sie hier besonders engagiert gewesen, denn steter Tropfen höhlt den Stein, nicht der große Wasserschwall. Die Firma Tönnies hat unserem Gemeinwesen durch Schulschließungen und so weiter einen großen Schaden zugefügt und darf dafür nicht auch noch unbeschadet davonkommen.
Die nordrhein-westfälische Landesregierung muss dazu Stellung beziehen und darf den Minister nicht im Regen stehen lassen.
Wolfram Persikowski Wildeshausen
Als ich am letzten Donnerstag (18.6.) die Zeitung aufschlug, stockte mir der Atem. Ich war fassungslos, als ich die Überschrift las: „Haben Mitarbeiter Virus aus Heimat mitgebracht?“ Was bezweckt so eine Überschrift dick gedruckt? Diese Suggestiv-Frage hätte auf die Titelseite der Bildzeitung gepasst. Im Artikel selber wird der Auffassung der Firma Tönnies breiter Raum gegeben.
Als angebliche Ursache wird ein möglicher Heimaturlaub von Mitarbeitern genannt. Von den Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie lese ich in dem Artikel nicht einen Satz. Kurz: Opfer werden zu Tätern gemacht! (Und die NWZ macht mit.)
Parallel zu Skandalen wie diesen, die Ausdruck moderner Sklaverei sind, wird aktuell die Anti-Rassismus-Debatte geführt. Wie passt das zusammen? Auf jeden Fall sehen wir an diesem Beispiel, dass es auch in unserem Land noch viel zu tun gibt.
Umso ermutigender ist es in Zeiten wie diesen, dass es Menschen wie den engagierten Pfarrer Peter Kossen gibt. Er hat mit anderen den Verein „Aktion Würde und Gerechtigkeit“ gegründet, um Arbeitern – wie zum Beispiel denen der Firma Tönnies – eine Stimme zu geben. Ganz neu erschienen ist das Buch „Das Schweinesystem“.
Magdalene Küppers Oldenburg
Schön die Kürzel auf den Verpackungen zu lesen, die auf die Ware hinweist, die von Corona-Infizierten sicherlich ohne Schutzmaßnahmen hergestellt wurden.
Warum wird in der Causa Tönnies nicht die komplette Produktion der letzten Wochen zurückgeholt und vernichtet? Wie lange wird der Betrieb stillgelegt?
Wenn man dies vergleicht, wie komplette Regionen bei Verdacht auf Vogel- bzw. Schweinegrippe abgesperrt und die Tiere komplett dort gekeult wurden, stellt sich doch dem Unbedarften die Frage, traut sich aus welchen Gründen auch immer die Politik unseres Landes nicht an den großen Produzenten heran?
Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Dr. Dirk Henze Bad Zwischenahn