Wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne.“ Mit dieser sprichwörtlich gewordenen Formulierung brachte 1897 der Reichskanzler von Bülow Deutschlands Anspruch auf ein Kolonialreich zum Ausdruck. Zu diesem Zeitpunkt hatten die europäischen Mächte die Welt fast schon vollständig unter sich aufgeteilt; vom großen Kuchen blieben Deutschland nur ein paar Reststücke, und mit der Niederlage im 1. Weltkrieg war dann mit der deutschen Kolonialherrschaft auch schon wieder alles vorbei. Einen reich illustrierten Überblick bietet Guido Knopps Buch über den deutschen Weltmachtstraum. (Guido Knopp: „Das Weltreich der Deutschen“, Serie Piper 6489, € 9,95)
Aber schon vor Deutschlands Griff nach Kolonien hatten sich auch deutsche Händler, Forscher und Abenteurer auf den weißen Flecken der Weltkarte herumgetrieben. Einer von ihnen war Werner Munzinger, ein Idealist, der 1852 nach Afrika aufbrach, um die sagenhaften Nilquellen zu finden und nebenbei die Sklaverei abzuschaffen. 150 Jahre später verfolgt ein Journalist Munzingers abenteuerlichen Lebensweg. (Alex Capus: „Munzinger Pascha“, dtv 13076,€ 8,90)
1913 treibt das Schicksal in der (fiktiven) deutsch-afrikanischen Kolonie Tola einen bunt gewürfelten Haufen von Glücksrittern, Militärs, Hochstaplern und Wissenschaftlern zusammen, unter ihnen ein Architekt, der vorgibt, mitten in der Steppe eine moderne Stadt bauen zu wollen. Thomas von Steinaeckers Roman ist ein gelungenes Panoptikum des deutschen Kolonialismus. (Thomas von Steinaecker: „Schutzgebiet“, btb 74182, € 9,99)
Peter Petschull, als ehemaliger Reporter von Stern und Geo weit gereist, erzählt von der abenteuerlichen Suche nach einer Diamantenmine auf der Insel Neupommern, die zu Deutsch-Neuguinea gehörte. Den Auftrag dazu hat der als „König der Südsee“ so berühmt wie berüchtigt gewordene Hamburger Großkaufmann Godeffroy erteilt. (Jürgen Petschull: „Der letzte Tanz im Paradies“, Serie Piper 6452,€ 9,95)
Der beste Roman über Brutalität und Wahn des europäischen Kolonialismus’ ist jedoch Joseph Conrads „Herz der Finsternis“, in dessen Mittelpunkt eine Flussfahrt von der Mündung des Kongo in die Tiefen des Dschungels steht. Dort hat der mysteriöse Elfenbeinhändler Kurtz ein privates Königreich aufgebaut. Die Geschichte diente als Vorlage für Coppolas Vietnam-Film „Apocalypse Now“. (Joseph Conrad: „Herz der Finsternis“, dtv 25321, € 9,95)