Norden Wer heute im Zusammenhang mit der Stadt Norden vom „Hafen“ spricht, meint wahrscheinlich den in Norddeich, von wo aus unter anderem jährlich 1,4 Millionen Tonnen Fracht und 8,2 Millionen Menschen zu den ostfriesischen Inseln und zurück bewegt werden. Die Anfänge dieses Hafens reichen jedoch „nur“ bis ins späte 18. Jahrhundert zurück – lange Zeit davor legten Schiffe von der Nordsee kommend über das Norder Tief stattdessen landeinwärts in Sichtweite zur Ludgerikirche an. Die EZ-Serie „Histoorje an’n Deep“ erzählt von der historischen Bedeutung des Tiefs für die Stadt Norden und den Veränderungen bis heute.
Großer Umschlagplatz
Neben Tuffsteinen wurden viele andere Baumaterialien durch das Norder Tief geschifft: Holz, gebrannte Ziegel, Schieferplatten oder Sandstein, aus dem teure Bodenbeläge in den Häusern reicher Bauern und Kapitäne gelegt wurden. Exportiert wurden Rinder, Butter und Käse, Wolle, Feldfrüchte und Fische. Die Handelswege reichten nicht nur bis ins Ruhrgebiet, sondern auch zu Hansestädten wie Bremen und Hamburg sowie in die Niederlande oder nach England.
Lange bevor größere Schiffe wie die Kogge entwickelt wurden, wurden viele Waren in flachen, offenen Booten nach Norden gefahren, sogenannten Holks. Diese transportieren Waren in Fässern, die für zerbrechliche Gegenstände wie etwa Glas mit flüssiger Butter vollgegossen wurden.
Holks konnten aufgrund ihres runden Kiels besonders einfach am Uferbereich auf Grund gefahren werden, um be- oder entladen zu werden. Wie Starke in dem Band „Der alte Norder Hafen“ beschreibt, veränderten sich diese Liegeplätze im Laufe der Zeit, weil der tägliche Tidenhub den Uferbereich durch Ablagerung von Schlick ständig umgestaltete. Die Schiffe waren deshalb auch nicht mit Kränen oder Pferdewagen erreichbar.
Kaje ab 16. Jahrhundert
Das änderte sich im 16. Jahrhundert: Nach dem Bau eines Siels und umliegender Deiche zum Schutz vor Fluten wurde im Jahr 1597 im Hafen eine Kaje aus Holzpfählen errichtet. Ab jetzt konnten Waren einfacher zwischen Stadt und Schiffen transportiert werden. Das auffällige, reich verzierte Zollhaus, das seit 1857 am Hafenbecken steht, zeugt bis heute wie wichtig der Standort für den Handel war.