Oldenburg - Mal öfter mit dem Rad fahren, während neben einem die ganzen Autos vorbeisausen? Im Supermarkt regionale Lebensmittel kaufen, wo doch Produkte aus aller Welt genauso gekauft werden? Oder gar auf eine Flugreise verzichten, obwohl mein Nachbar nach Australien fliegt?
Leonard Püschel (18) war während seiner Schulzeit als Redakteur der Schülerzeitung LFZ der Liebfrauenschule Oldenburg aktiv. Ansonsten gehört Fußball zu seinen Hobbys. (Foto: privat)
An einem zugespitzten und vereinfachten Beispiel zum Flugverzicht festgemacht: Wenn ich nicht fliege, dann tue ich dabei etwas für das Gemeinwohl, indem ich weniger CO2 ausstoße. Allerdings kann ich das gemeinsame Ziel, den Klimawandel abzuwenden, nur erreichen, wenn andere Menschen mit mir kooperieren und ebenfalls CO2 einsparen. Falls die Klimaziele nicht erreicht werden können, bekommen alle Menschen die Folgen zu spüren, wobei diejenigen, die nicht auf die Flugreise verzichtet haben, wenigstens ihren Urlaub im fernen Süden verwirklichen konnten. Noch deutlicher wird das Dilemma, wenn nicht mehr der Mensch alleine, sondern ein Unternehmen oder gar ein Nationalstaat Subjekt des Gedankenspiels ist: Es ist ökonomisch effizienter, sein eigenes egoistisches Interesse zu verwirklichen, als das gemeinnützige Gruppenziel voranzutreiben.
Lesen Sie hier weitere Beiträge von jungen Leuten für „Freitag für Meinung“
Dass wir Menschen in so ein Dilemma geraten, hat zwei Ursachen: Zum einen – ganz trivial – entspricht das egoistische Ziel des Einzelnen sehr selten dem Ziel der Gruppe. Zum anderen existiert kein Vertrauen in die Mitmenschen, sodass jeder Mensch beinahe die Erwartungshaltung hat, dass seine Mitmenschen nicht kooperieren werden, um das gemeinsame Ziel zu erreichen.
Wir suchen junge, meinungsstarke Autorinnen und Autoren, die jünger als 21 Jahre sind und freitags in der NWZ und auf NWZonline einen Meinungsbeitrag schreiben möchten.
Die Ergebnisse findet ihr dann unter „Freitag für Meinung“ auf NWZonline.
Anmeldungen bitte per Mail an chefredaktion@NWZmedien.de
Es müssen daher Konzepte entwickelt werden, um diesen beiden Ursachen entgegenzuwirken. Hier schon mal zwei Ideen: Um die erste Ursache einzudämmen, können Anreize verwendet werden, wie beispielsweise eine CO2-Steuer. Ein Unternehmen, das seine Produkte nachhaltiger und ressourcenschonender als andere Unternehmen produziert, wird damit belohnt, dass es die Produkte günstiger als andere Unternehmen verkaufen kann, da die Konsumenten verschieden hohe CO2-Steuern zahlen müssen. Damit wird die Kraft des egoistischen Ziels, den Gewinn zu maximieren, auf das gemeinnützige Ziel, CO2 einzusparen, gelenkt. Ein globaler Emissionshandel ist auch denkbar. Beide Konzepte sind allerdings nur dann sinnvoll, wenn sie durch eine Klimadividende sozial gerecht werden, da der Konsument ja den Aufpreis der Steuer bezahlt. Der zweiten Ursache entgegenzuwirken, scheint bisher nahezu utopisch. Nötig dazu wäre eine Art „globale Menschheitsidentität“ und ein anderes gesellschaftliches „Mindset“, sodass sich Menschen auf der ganzen Welt so sehr miteinander identifizieren, dass fast jeder zu einer Kooperation bereit ist, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.
Es steht fest, dass wir solche oder andere Konzepte, die den beiden Ursachen entgegenwirken, brauchen – und das schon in naher Zukunft. Denn klar bleibt: Die schwierigsten Aufgaben der Menschheit können wir nur zusammen als Team schaffen. Damit ist nicht nur das Abwenden des Klimawandels gemeint. Funktionsfähige Infrastruktur, Forschung gerade im medizinischen Bereich und Innovation im Energiesektor sind ebenfalls Ziele, von denen wir alle profitieren. Doch das sind alles nur Perspektiven der Zukunft: Um dahin zu kommen, gilt es zu handeln und den Klimawandel zu verhindern. Dafür brauchen wir vor allem politische Maßnahmen auf globaler Ebene im Großen, aber auch im Kleinen sollte jeder für sich selbst schauen, wie er sein Leben umweltschonender gestalten kann.