Oldenburg Doch, doch: Bücher bewegen die Welt, selbst wenn sie, wie in diesem Fall, nicht einmal richtig gelesen werden. Es war der 14. Februar 1989: Vor 30 Jahren verurteilte der iranische Staatschef Ajatollah Khomeini gemeinsam mit seinen Mullahs den britisch-indischen Buchautor Salman Rushdie wegen dessen „Satanischer Verse“ mittels einer Fatwa zum Tode. Die sonst so wichtigtuerische Jury des Nobelpreises war damals viel zu feige, den vorzüglichen Romancier Rushdie umgehend zu ehren. Es wäre ein Zeichen für die Freiheit des Wortes gewesen, Rushdie den Preis zu geben.
Der Iran, vielmehr das dort herrschende Regime, hat die mittelalterlich anmutende Drohung bis heute nicht zurückgenommen. Das weltweite Todesurteil gilt weiter. Und die sogenannte Iranische Revolutionsgarde würde sofort über den armen Mann herfallen. Das Kopfgeld für Rushdies Tod liegt inzwischen bei fast vier Millionen US-Dollar. Unabhängig von dem absurden Betrag würde sich gewiss bei Gelegenheit ein dumpfer Fanatiker als Mordbube finden.
Anders gesagt: Rushdie muss sein Leben lang Polizeischutz bekommen. Er mag noch so tolle Romane schreiben, sein Name wird mit der Fatwa verbunden sein. „Manchmal“, hat Rushdie einmal gesagt, „fühlt es sich an wie Krieg.“