Bremen - Die Staatsanwaltschaft in Bremen leitet kein Ermittlungsverfahren gegen den umstrittenen evangelischen Pastor Olaf Latzel (47) ein, der im Januar in einer Predigt mehrere Religionsgemeinschaften beleidigt hatte. Die Prüfung des Textes habe „keine zureichenden tatsächlichen Anhaltspunkte für eine Straftat ergeben“, teilte am Montag der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Frank Passade, mit. Zwar habe Latzel zweifellos herabsetzend gepredigt. Die Äußerungen sind nach Einschätzung der Behörde aber durch die grundgesetzlich zugesicherte Meinungs- und Religionsfreiheit gedeckt.

Hintergrund: Bremer Pastor wettert gegen andere Religionen, NWZ, 29. Januar 2015

Predigt auf der Webseite der St.-Martini-Gemeinde Bremen zum Nachhören

Die Behörde hatte geprüft, ob Latzels Kanzelrede in der Bremer St.-Martini-Kirche den Anfangsverdacht einer Straftat wie Volksverhetzung oder Beschimpfung einer Religionsgemeinschaft erfüllt. In seiner Predigt unter dem Titel „An Gideon die Reinigung von den fremden Göttern lernen“ hatte der streng konservative Pastor am 18. Januar Buddhisten, Muslime und Katholiken beleidigt. Das islamische Zuckerfest bezeichnete er als „Blödsinn“, Buddha als „dicken, fetten Herrn“ und die Lehre in der katholischen Kirche als „ganz großen Mist“. Reliquien der katholischen Kirche beschimpfte er als „Dreck“.

Die Äußerungen fielen weder unter den Tatbestand der Volksverhetzung noch unter den der Beschimpfung einer Religionsgemeinschaft, argumentierte die Staatsanwaltschaft nun nach rund dreimonatiger Prüfung. Für die Beleidigungen hatte sich Latzel zwischenzeitlich entschuldigt. Ansonsten steht er bis heute hinter seiner Predigt, in der er sich seinen Worten zufolge ausschließlich gegen Religionsvermischung wendet.

Die Bremische Evangelische Kirche respektiere die Unabhängigkeit der Justiz und werde die Entscheidungen der Bremer Staatsanwaltschaft nicht kommentieren, sagte Kirchensprecherin Sabine Hatscher. Überdies hatte die Kirchenleitung schon Mitte Februar angekündigt, sie werde kein Disziplinarverfahren gegen Latzel einleiten. Das sei kein geeigneter und juristisch auch kein möglicher Weg, um mit kritikwürdigen theologischen Aussagen umzugehen, sagte damals der theologische Repräsentant der Bremischen Evangelischen Kirche, Renke Brahms.

In ihrer Stellungnahme übte die Kirchenspitze aber auch Kritik. Angesichts der gesellschaftlichen Situation nach den Anschlägen von Paris habe der Prediger die ihm gebotene Verantwortung für sein Reden vermissen lassen. Christen seien dazu aufgerufen, alle Arroganz, Herablassung und Herabsetzung anderer abzulegen. Allerdings wird in dem Papier auch auf die laut Kirchenverfassung zugesicherte Glaubens-, Gewissens- und Lehrfreiheit aller Gemeinden der bremischen Kirche verwiesen. Zur Bremischen Evangelischen Kirche gehören 61 Gemeinden mit rund 210.000 Mitgliedern.