Juist - Menschen, die unter Symptomen von Long Covid leiden, könnte in einem mehrwöchigen Programm auf Juist künftig geholfen werden. Inselarzt Dr. Martin Birkenfeld plant schon länger, entsprechende ambulante Kurmaßnahmen anzubieten. Denn dass die Folgen einer Coronaerkrankung schwerwiegend sein können, weiß er aus dem eigenen engen Familienkreis.
Drei Säulen
Inselarzt Dr. Martin Birkenfeld. Bild: Privat
Der Allgemeinmediziner möchte in Zusammenarbeit mit der Inselgemeinde, Physiotherapeuten und Psychotherapeuten eine dreiwöchige ambulante Kurmaßnahme für Long-Covid-Patienten anbieten. Dieses Programm soll auf drei Säulen gebaut werden, von denen die medizinische Behandlung eine ist. So würden er und sein Kollege Dr. Paul George Okot-Opiro zu Beginn der Kur Eingangsuntersuchungen durchführen, um sich ein Bild von der medizinischen Verfassung der Patienten zu machen.
Zur zweiten Säule gehört die physiotherapeutische Behandlung. „Dafür bietet sich auf Juist die Thalasso-Therapie an“, sagt Birkenfeld. Dabei handelt es sich um eine Therapieform, bei der Krankheiten unter anderem mit kaltem oder erwärmtem Meerwasser, Meeresluft, Sonne, Schlick und Sand behandelt werden.
Symptome sind vielfältig
Da die Symptome von Long Covid vielfältig und zum Teil nur schwer greifbar sind, hält der Allgemeinmediziner eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten für sinnvoll. „Das kann ein einstündiger Spaziergang mit einem Physiotherapeuten am Meer und Atemübungen sein“, sagt er. Zudem seien auch muskuläre Probleme ein bekanntes Symptom. Birkenfeld: „Da würden regelmäßige Massagen oder Schlickpackungen helfen.“
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Maßnahmen ist für den Arzt die psychologische Betreuung. „Wir haben allerdings keinen Psychologen auf der Insel“, sagt er. Deshalb sei es notwendig, dass ein Spezialist für den Zeitraum der Kur nach Juist kommen würde. Neben körperlichen Beschwerden würden nämlich auch seelische, wie Antriebslosigkeit und Schlafstörungen, zum Krankheitsbild von Long Covid gehören. „Wir wissen noch nicht viel über Long Covid. Aber es greift das eine in das andere“, sagt Birkenfeld.
Eigene Erfahrung
Dass diese Form von Behandlung Erfolg haben könnte, hat Birkenfeld im engen Familienkreis beobachtet: Sein Sohn sei Anfang des vorigen Jahres so schwer an Corona erkrankt, dass er vier Wochen künstlich beatmet werden musste, berichtet der Arzt. Im Nachhinein habe er seinen Sohn dann zur medizinischen und physiotherapeutischen Nachbehandlung auf die Insel geholt. Birkenfeld: „Das ist ihm gut bekommen.“
Gern würde der Allgemeinmediziner das Programm zweimal im Jahr – im April und im Oktober – anbieten. Doch bis dahin, sagt er, sei noch viel zu organisieren. Birkenfeld: „Am liebsten hätte ich die erste Maßnahme schon angeboten.“ Seiner Meinung nach sei es nun höchste Zeit, mit konkreten Plänen voranzukommen. Dazu gehören unter anderem die Fragen, wo Patienten und externes Personal untergebracht werden würden, mit welchen Spezialisten kooperiert werden sollte und wie Betroffene sich anmelden können.
Arbeitskreis zum Thema
Auf Anfrage unserer Redaktion bei der Gemeindeverwaltung zu diesem Thema heißt es, dass Insel-Bürgermeister Tjark Goerges derzeit noch keine Details bekanntgeben könne. Allerdings finde in der kommenden Woche ein Arbeitskreis der Kurverwaltung statt, der klären soll, welche Maßnahmen für das Projekt seitens der Gemeinde und Kurverwaltung geplant seien. Danach wolle sich Goerges zu der Thematik äußern.