NORDENHAM Der Weg für den Neuanfang ist frei: Mit einer überraschend deutlichen Mehrheit haben die Nordenhamer am Sonntag den seit August 2003 amtierenden Bürgermeister Dr. Georg Raffetseder abgewählt. Von den 9963 Bürgern, die sich an der Wahl beteiligten, sprachen sich 9235 (93,6 Prozent) für die Absetzung des CDU-Politikers aus. Lediglich 629 (6,4 Prozent) stimmten für seinen Verbleib im Amt.
Die Wahlbeteiligung betrug 46,08 Prozent und lag damit weit unter dem Wert der Bürgermeisterwahl 2003 (59,9 Prozent). Sie genügte aber, um die laut Gesetz für eine Abwahl erforderliche Mindestquote von 25 Prozent der Wahlberechtigten zu erreichen. Diese Quote entsprach nach letzten Aktualisierungen 5405 Ja-Stimmen.
Die Meldungen aus den Wahllokalen präsentierte die Verwaltungsmitarbeiterin Iris Modersitzki per Computer auf einer Großleinwand im Ratssaal. Um 18.05 leuchtete das erste Ergebnis aus dem Kindergarten Friedrich-August-Hütte auf. Die Zwischenstände aus den anderen Wahlbezirken bestätigten schon bald den stabilen Trend, der um 18.28 Uhr die letzten Zweifel an der Abwahl von Georg Raffetseder ausräumte. Zu dem Zeitpunkt war auf der Leinwand die Mindestzahl von 5405 Stimmen überschritten, was die Zuschauer mit Applaus quittierten.
Der kommissarische Verwaltungschef Manfred Brunßen bezeichnete den Ablauf der Wahl als „problemlos“. Es gab nur einen kleinen Hänger bei der Auszählung, als ein Computer abstürzte. Um 18.57 Uhr gab Manfred Brunßen das vorläufige Ergebnis bekannt, das der Wahlausschuss in seiner Sitzung an diesem Montag noch offiziell bestätigen muss. Am Tag darauf tritt die Amtsenthebung des Bürgermeisters in Kraft.
Ratsvorsitzender Renke Lüttke (CDU) zeigte sich erleichtert über das klare Votum der Bürger, nachdem er sich im Vorfeld einige Sorgen um die Wahlbeteiligung gemacht hatte. „Das ist ein gutes Ergebnis“, sagte er, „jetzt haben wir die Möglichkeit für einen Neuanfang.“ Renke Lüttke gab sich zuversichtlich, dass die fraktionsübergreifenden Bemühungen, einen gemeinsamen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 27. Januar 2008 zu finden, erfolgreich sein werden. Gefragt sei eine „Persönlichkeit, die mit den Bürgern, der Verwaltung und dem Rat gut kommuniziert“.
Die Amtsgerichtsdirektorin Dr. Claudia Nolte-Schwarting, die sich als unabhängige Kandidatin um das Bürgermeisteramt bewerben will, gehörte auch zu den Zuschauern im Ratssaal. Sie freute sich über das deutliche Ergebnis, das gezeigt habe, dass „Nordenham diesen Bürgermeister nicht mehr will“.
Gespalten waren die Meiungen über die Wahlbeteiligung. Während sich die einen mit den 46,08 Prozent zufrieden zeigten und darauf verwiesen, dass bei den Europawahlen auch nicht mehr Nordenhamer abstimmen, äußerten sich andere kritisch. Dazu gehörte der FDP-Stadtverbandsvorsitzende Bernd Ross, der bei der wichtigen Entscheidung „lieber eine Zahl über 50“ gesehen hätte.
Georg Raffetseder wollte sich zu der Abwahl nicht äußern. Er hatte im Vorfeld gesagt, dass er die Entscheidung der Bürger akzeptieren werde.
Wahllokalergebnisse auf s. 34