Ganderkesee Ein Bild zeigt drei Mädchen nebeneinander im Porträt – das andere zeigt die gleichen Mädchen, zwei stehend, das dritte im Rollstuhl. Die beiden Fotos sind Teil eines besonderen Memory-Spiels, das der Arbeitskreis der Selbsthilfe- und Initiativgruppen der Gemeinde Ganderkesee (ASG) an alle Kindertagesstätten im Gemeindegebiet verteilt hat.
„InkluMemo“ heißt das Aktionsspiel, das die Soziallotterie Aktion Mensch anlässlich des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung herausgebracht hat, der jährlich am 5. Mai begangen wird und diesmal unter dem Motto „Mission Inklusion – Die Zukunft beginnt mit Dir“ zum Mitgestalten des Inklusionsgedankens aufruft. Wer das Memory spielt, erlebt Menschen in Alltagssituationen, in denen Inklusion und Vielfalt ganz selbstverständlich gelebt werden.
Sämtliche Kitas erreicht
Am Donnerstag überreichten ASG-Vorsitzende Sabine Bretzke und Beiratsmitglied Rüdiger Laudien eine große und eine kleine Version des Spiels, stellvertretend für die übrigen Kitas, an Silke Schiller, Leiterin der „Kleinen Wolke“ in Ganderkesee. „Längst nicht alle Kinder sind in ihrem Alltag schon mit Menschen mit Behinderungen in Kontakt gekommen“, sagte Silke Schiller.
Einwilligung und Werberichtlinie
Ja, ich möchte den täglichen NWZonline-Newsletter erhalten. Meine E-Mailadresse wird ausschließlich für den Versand des Newsletters verwendet. Ich kann diese Einwilligung jederzeit widerrufen, indem ich mich vom Newsletter abmelde (Hinweise zur Abmeldung sind in jeder E-Mail enthalten). Nähere Informationen zur Verarbeitung meiner Daten finde ich in der Datenschutzerklärung, die ich zur Kenntnis genommen habe.
In der „Kleinen Wolke“ sei „Andersartigkeit“ bislang vor allem im Zusammenhang mit einem anderen kulturellen Hintergrund thematisiert worden. Die Bilder des Memorys böten viele Anlässe, mit den Kindern ins Gespräch zu kommen und beispielsweise gemeinsam zu überlegen, warum ein Mensch im Rollstuhl sitzt oder eine andere Hautfarbe hat.
Das freut auch Melanie Metzen, die als Fachkraft für alltagsintegrierte Sprachförderung in acht Einrichtungen der Gemeinde tätig ist, sowie Andrea Treiber, die als sogenannte „Zusätzliche Fachkraft Sprach-Kitas“ fest in der „Kleinen Wolke“ beschäftigt ist. Beide wollen das Memory künftig in der Sprachbildung einsetzen.
„Es geht bei diesem Spiel nicht darum, möglichst viele Paare zu sammeln, sondern eher darum, genau hinzuschauen und zu überlegen, was hinter dem Abgebildeten steckt“, erklärte Silke Schiller den Gesprächsanreiz. „Man spricht über diese Themen viel zu selten“, ist sie überzeugt.
Nicht allein körperliche Andersartigkeit wird auf den Spielkarten thematisiert. Auch das Bildpaar eines gleichgeschlechtlichen Elternpaars ist enthalten. Dass dies auch zu kontroversen Diskussionen führen könnte, ist dem ASG bewusst.
Jeder gehört dazu
„Inklusion heißt, dass jeder ganz natürlich dazu gehört“, betonte Sabine Bretzke. „Wenn alle Menschen dabei sein können, ist es normal, verschieden zu sein.“ Dahinter stehe der Gedanke: „Wenn du etwas nicht kennst, ist das nicht besser oder schlechter. Es ist normal.“
Dazu gehört aus Sicht der ASG-Vorsitzenden auch, dass bei der Kita-Anmeldung keine Bewertung erfolgen dürfte, welches Kind in eine Integrationsgruppe aufgenommen wird und welches in einer heilpädagogischen Einrichtung besser aufgehoben wäre.
Die Nachfrage nach Integrationsplätzen ist in der Gemeinde Ganderkesee enorm. „Der Bedarf ist größer als das Angebot“, sagte Sabine Schulz vom Fachdienst Kindertagesstätten im Rathaus.