Ganderkesee Wenn „Karin“ donnerstags die Bookholzberger Kita St. Bernhard betritt, bricht dort Jubel los. Die Kinder freuen sich auf das, was gleich kommt: Karin Steffen hat nicht etwa Süßigkeiten im Gepäck, sondern Bücher. Sie ist die ehrenamtliche Vorleserin des Kindergartens und nimmt sich den ganzen Vormittag Zeit, in Kleingruppen Geschichten zu erzählen – und so Sprachförderung zu betreiben.
Auch der Kindergarten Falkenburg hat eine „Karin“, allerdings heißt sie hier „Barbara“ und sie kommt immer dienstags in die Einrichtung. Bei ihren nächsten Besuchen werden Karin Steffen, Barbara Bertram und die ehrenamtlichen Vorleser der anderen Kitas aus dem Gemeindegebiet eine orangefarbene Tasche dabei haben. Darin enthalten: druckfrische Bilderbücher.
Die hat die Gemeindebücherei zusammen mit dem Freiwilligenforum „Mach mit“ angeschafft. 15 Bücher wurden je zweifach erworben und können über die üblichen Leihfristen hinaus von haupt- und ehrenamtlichen Vorlesern der Kitas ausgeliehen werden. Am Donnerstag nahmen Karin Steffen und Barbara Bertram die neuen Buchpakete in der Gemeindebücherei als Erste entgegen.
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Die Bücher enthalten kaum Text – dafür aber jede Menge Gesprächsstoff. Sie sollen zum so genannten dialogischen Vorlesen anregen: Bei dieser Technik wird die Sprachentwicklung von Kindern bis zum Einschulungsalter gefördert, indem zum Dialog aufgefordert wird.
Im Mai hatte das Freiwilligenforum der Gemeinde für Fachkräfte und ehrenamtliche Vorleser der Kitas eine Fortbildung im dialogischen Vorlesen angeboten. Der Veranstaltung lag eine alarmierende Erkenntnis zugrunde: „In den Familien wird immer weniger gesprochen und vorgelesen“, weiß Angelika Sagehorn vom Freiwilligenforum, das Ehrenamtliche und Kitas zusammenbringt. Dabei stelle beides eine entscheidende Voraussetzung für die Sprachentwicklung und damit letztlich auch für einen erfolgreichen Bildungsweg dar.
„Es gibt Kinder, die im Kindergarten zum ersten Mal im Leben mit einem Bilderbuch in Kontakt kommen“, bestätigt Anna Grotheer, Leiterin der Kita St. Bernhard. In ihrer Einrichtung mit 68 Kindergarten- und 15 Krippenkindern sei die über viele Jahre angebotene Bücherausstellung eingestampft worden, nachdem dort zuletzt nur noch drei Bücher bestellt wurden. Aus Sicht der Kita-Leiterin ist das Vorlesen für die kindliche Entwicklung indes unverzichtbar. Es sei niemals durch digitale Medien ersetzbar, ist Anna Grotheer überzeugt. „Kinder lieben Bücher!“
Das beobachtet auch Tanja Poppe, Leiterin des Kindergartens Falkenburg. Dort ist es Usus, dass die angehenden Schulanfänger einmal in der Woche einen Ausflug in die Gemeindebücherei unternehmen. „Alle haben schon Büchereiausweise“, berichtet Tanja Poppe. Die Erzieherinnen würden den 25 Kindergartenkindern regelmäßig vorlesen, doch der Besuch von Lesepatin Barbara Bertram sei dennoch heiß ersehnt: „Es ist immer etwas Besonderes, wenn jemand von außen ins Haus kommt und viel Zeit mitbringt.“