LANDKREIS „Wir müssen nicht nur die Türen, sondern auch die Herzen öffnen“, stellte Schulamtsdirektor Klaus Kapell fest. Gemeinsam mit seinem Kollegen Björn Werner von der Landesschulbehörde hatte er eine schwierige Aufgabe zu meistern: dem Schulausschuss den Stand der „Inklusion“ an Schulen im Kreis zu erläutern – also das Recht aller Schüler, unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Beeinträchtigungen sowie von ihrer ethnischen, kulturellen oder sozialen Herkunft gemeinsam unterrichtet zu werden.
Von 10 884 Schülern an allgemeinbildenden Schulen im Landkreis (ohne Gymnasien und Berufsschulen) haben 577 Schüler (5,3 Prozent) einen sonderpädagogischen Förderbedarf. Tatsächlich besuchen 472 Schüler eine Förderschule. 37 Kinder sind in „Inselklassen“ an den Grundschulen Wardenburg und Holbeinschule Wildeshausen. Nur 68 (0,62%) werden integrativ beschult. An den Grundschulen im Kreis werden 104,5 Stunden sonderpädagogische Förderung pro Woche erteilt. Damit liege das Niveau im Landkreis deutlich höher als im Land. 4,7 Prozent der Schüler in Niedersachsen besuchen Förderschulen.
Kapell meinte, eine „Schule für alle“, wie sie bei der inklusiven Pädagogik vorgesehen sei, werde sich erst innerhalb der nächsten 15 Jahre umsetzen lassen. Man müsse Schritt für Schritt vorgehen. Zugleich warnte er davor, Förderschulstandorte aufzulösen.
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Manfred Rebensburg (Grüne) widersprach: Der Stand der Inklusion im Landkreis sei ebenso „dramatisch schlecht“ wie im übrigen Deutschland. Er frage sich, ob der Ausbau der Förderschule in Nordenholz überhaupt noch notwendig sei. Helmut Hinrichs (SPD) und Ernst-August Bode (FDP) zeigten sich verwundert. „Für viele junge Menschen sind diese Einrichtungen ein Segen“, sagte Hinrichs. Niels-Christian Heins (FDP) meinte, gerade die Wahlmöglichkeiten müssten im Interesse des Kindes aufrecht erhalten bleiben. „Ein Fahrstuhl und eine Behindertentoilette reichen nicht aus“, machte Lehrerin Sabine Nolte auf den erhöhten Betreuungsbedarf für Schüler mit Handicaps aufmerksam.
Auf Anregung von Landrat Frank Eger soll nun die Position der Schulleiter in Sachen „Inklusion“ abgefragt werden, damit der Ausschuss nach der Sommerpause weiter diskutieren kann. Seit dem 9. Februar gibt es einen Arbeitskreis „Inklusion in der Grundschule“. Möglichst rasch soll auch ein Kreis für Haupt- und Realschulen gegründet werden. Wie Kapell erläuterte, soll in Hude versucht werden, bereits ab Sommer 2011 keine neuen Schüler in der Förderschule aufzunehmen. Auch für Eger stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit eines Anbaus in Nordenholz neu.