Wildeshausen „Ich liebe Wildeshausen“, sagt Gabriel Pacheco. Der 18-Jährige aus Chile ist für ein Jahr als Austauschschüler zu Gast in der Stadt, bei der Familie von Oksana Schumacher.
Es sei eine wundervolle Stadt mit alten Kirchen und einer tollen Mischung aus zeitgenössischen und alten Gebäuden in der Innenstadt. Außerdem gefalle ihm, wie die Wildeshauser auf die Natur achten, zum Beispiel darauf, keinen Müll wegzuschmeißen. „Immer ist ein Baum neben dir“, freut er sich obendrein über das viele Grün.
Schon Freunde gefunden
Gabriel Pacheco wollte unbedingt nach Deutschland – wegen seiner großen Geschichte. Er konnte beim Rotary Club, über den der Austausch läuft, drei Wunschländer angeben. Neben Deutschland wählte er Kanada und die Schweiz.
Er ist begeistert, dass sich sein Erstwunsch erfüllte: Wie Deutschland sich innerhalb von 100 Jahren verändert hat, finde er interessant. Außerdem sei es das größte europäische Land, was Lebensqualität und Wirtschaft angehe.
Nun besucht er in Wildeshausen die 11. Klasse des Gymnasiums, obwohl er in seiner Heimatstadt Buin in Chile die Schule bereits im Juli abgeschlossen hat. Das sei zwar etwas seltsam, gefalle ihm aber gut. „Man ist nicht den ganzen Tag in der Schule“, sondern habe am Nachmittag noch Zeit, freut er sich. Die Schule sei groß, sauber – und vor allem: öffentlich. Das mag er besonders, denn in seiner Heimatstadt besuchte er eine Privatschule.
Seine Mitschüler seien nett zu ihm und würden ihm helfen, sein Deutsch zu verbessern. Die meisten mischten es mit Englisch, einige sprächen sogar Spanisch mit ihm. Auch ein paar Freunde habe er in dem Monat, den er schon hier lebt, bereits gefunden.
Sprachkurse helfen ihm
Schwierig sei die Eingewöhnung dennoch, vor allem wegen der Sprache: Gabriel hat vorher noch kein Deutsch gelernt, außer im Internet. Hier in Wildeshausen besucht er zweimal die Woche Deutschkurse über Rotary, das helfe ihm. „Ich kann meine Lehrerin viel fragen“, sagt er. Der 18-Jährige bemüht sich aber auch selbst: Mit seiner „kleinen Schwester“ Sophie Schumacher (10) lese er zum Beispiel Kinderbücher, um die Sprache zu lernen.
Für die Familie Schumacher ist der Austausch keine neue Erfahrung, sagt der 14-jährige Michail Schumacher, der die 10. Klasse des Gymnasiums besucht. Sie nahm bereits eine Gastschülerin aus Brasilien auf.
Und wie verbringt Gabriel seine freie Zeit in der neuen Umgebung? Mit der Familie sei er oft zusammen, bei den gemeinsamen Mahlzeiten, beim Teetrinken oder Kartenspielen. Er gehe aber auch gern in die Stadt oder zum Schwimmen und fahre mit seinem Fahrrad, denn alles und jeder hier sei neu für ihn. Außerdem lese und schreibe er gern: Mit seinem Literaturunterricht in Chile habe er sogar ein Buch veröffentlicht.
Gabriel verbringt das erste Mal längere Zeit fernab von zu Hause. Er vermisse Familie und Freunde schon ein wenig. Doch der Rotary Club in Chile habe ihn in einem Kurs auf die Zeit vorbereitet: wie er mit Heimweh umgehen kann, wie er ein guter Schüler ist, wie er mit der Familie klarkommt.
Auf Heimweh vorbereitet
Außerdem möchte er sein Jahr in Deutschland nutzen und Städte wie Berlin, München und Hamburg sehen. In den Niederlanden war er bereits, wie Oksana Schumacher sagt. „Er war beeindruckt, dass es ohne Grenzkontrollen funktioniert“, berichtet sie.
Auch Pläne für seine Rückkehr hat er schon parat: Ab Dezember 2020 würde er gern Politikwissenschaften in Chile studieren.