Ganderkesee Wenn Gustav Förster (70) erzählt, klingt es ein bisschen wie der Buchhändler Don Quijote gegen die Windmühlen des modernen Marktes. Aber so will der Ganderkeseer Buchhändler es eigentlich nicht verstanden wissen. „Wir unabhängigen Buchhändler sind kein Don Quijote!“, betont er mit Nachdruck. Einfacher ist das Leben als Buchhändler dennoch nicht geworden.
An diesem Samstag beginnt die diesjährige Woche der unabhängigen Buchhandlungen, an der bis zum 10. November bundesweit rund 700 inhabergeführte Buchhandlungen teilnehmen. Anlass genug, mit Gustav Förster über die Branche zu sprechen.
Lesung am Samstag
Den inoffiziellen Startschuss in Ganderkesee gab es am Donnerstagabend schon in der regioVHS mit einer von Gustav Förster organisierten Lesung des Krimi-Autors Alexander Oetker. Rund 30 Gäste lauschten dem Schriftsteller, eine Besucherzahl, mit der Förster zufrieden ist. Zum Buch gab es Wein. „Weintrinker und Leser, das sind zwei Gruppen, die sich überschneiden.“
Weine sind neben Kaffee die wenigen Nicht-Bücher, die Förster in seinem Laden vertreibt. „Ich möchte kein Gemischtwarenladen sein“, betont er. Bei manchen großen Buchhandelsketten habe er immer das Gefühl, in einen Dekoladen statt in einen Fachhandel für das geschriebene Wort zu laufen. „Das ist nichts für mich.“
Überall Konkurrenz
Was dagegen etwas für ihn ist, und was er auch den meisten inhabergeführten Geschäften egal welcher Branche unterstellt: „Wir verstehen unsere Kunden.“ Algorithmen könnten das nicht, die könnten nur empfehlen. Das klingt jetzt nach Schelte für Internetriesen wie Amazon, aber die seien nicht das Hauptproblem.
„Jedes Kaufhaus, jeder Supermarkt, jede Tankstelle verkauft heutzutage Bücher“, sagt Gustav Förster. Die Laufkundschaft werde dort einfach nebenbei mit Büchern, meist aktuellen Taschenbüchern, versorgt. Eine fachliche Beratung gebe es aber nicht, „für die ist das ein Nebensortiment“, so Gustav Förster.
Auf Menschen einstellen
Doch gerade hier könnten die Buchhandlungen und unter ihnen die unabhängigen punkten. „Wenn Sie sich umgucken, sehen Sie bei mir keine Bücherstapel“, sagt Förster und deutet auf die Regale in seinem Laden. Damit meint der 70-Jährige die „Stapeltitel“, die den Kunden meist recht zentral im Eingangsbereich großer Buchhandelsketten erwarten. „Ich kann völlig frei agieren, ich habe keine Pflichtkaufverträge“, erklärt er. „Meine Mitarbeiter und ich können uns ja ganz anders auf die Gegebenheiten und die Menschen vor Ort einstellen“, so Förster.
Auf die Bitte hin, in einem Satz zu formulieren, warum unabhängige Buchhandlungen wichtig sind, muss Gustav Förster kurz überlegen. Fast schafft er es, aber dann werden es doch zwei Sätze: „Weil wir individuell empfehlen können und durch unser Engagement zum Leben, auch zum kulturellen Leben, im Ort beitragen. So wie alle inhabergeführten Geschäfte.“
Anlässlich der Woche unabhängiger Buchhandlungen findet an diesem Samstag, 3. November, ab 19.30 Uhr eine Buchvorstellung im Alten Rathaus, Rathausstraße 24, statt. Vorgestellt wird unter anderem der Gewinner des Deutschen Buchpreises. Der Eintritt ist frei, vor Ort gibt es eine Wein-Auswahl.