Hude „Das war unglaublich gut“, bedankte sich Linda Bahr vom Hospizkreis Ganderkesee-Hude. Zu einem ungewöhnlichen Spaziergang mit Lesung und Musik über den Friedhof hatte der Hospizkreis am Sonntagnachmittag eingeladen. „Viele Menschen haben Berührungsängste, doch der Friedhof ist ein Ort des Friedens, wie schon der Name sagt“, betonte Linda Bahr.
Der Theaterkünstler, Pädagoge und Autor Johannes Mitternacht ist in Delmenhorst zu Hause und dort durch seine vielfältigen Auftritte anerkannt und beliebt. Musikalisch begleiteten die Delmenhorster Musikerinnen Karin Christoph und Gisela Fischer (Frauenduo Milou) mit Geige und Akkordeon diese außergewöhnlich schöne Darbietung.
Das besonders schöne Licht durch Sonne und Herbstfarben. Die ausgewählten Orte. Der eindrucksvolle Vortrag durch Johannes Mitternacht. Das alles machte diesen Spaziergang zu einem nachhaltigen Erlebnis.
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Friedhöfe haben unterschiedliche Anziehungskraft auf Menschen: Neben der Verbundenheit mit Verstorbenen besuchen viele den Ort der Ruhe und Kraft, genießen die Natur mit viel Grün und alten Bäumen in gepflegter und ruhiger Umgebung. Auch bieten Friedhöfe vielen Vögeln und Insekten einen geeigneten Lebensraum.
Gestartet wurde in der Andachtshalle mit Musik. Mitternacht stieg durch die Tür in den Altarraum und las sein erstes Gedicht: „Das Leben ist ein Fenster“, von Robert Gernhard. Anschließend zogen die Besucher still über den Friedhof, folgten dem Künstler, der an vielen Plätzen mit Nachdruck und Dramaturgie gekonnt seine Texte vortrug. Mitternacht ging langsam viele kleine Wege entlang, blieb an Bäumen, Plätzen und Gräbern stehen, die er im Vorfeld gezielt ausgewählt hatte.
Ausgesucht hatte er passend dazu auch die Gedichte, Märchen und Geschichten, die von Leben und Tod und immer wieder von der Liebe handeln. Er rezitierte zum Beispiel Texte von Marc Aurel und Seneca, Wilhelm Busch und Theodor Storm, von Joachim Ringelnatz und Hermann Hesse, von Matthias Claudius oder auch von Erich Fried („Noch einmal sprechen von der Wärme des Lebens“) und aus dem Jüdischen Gebetbuch („Beim Aufgang und beim Untergang“).
Gezielt las Mitternacht am Ehrenmahl („Der Graben“ von Kurt Tucholsky oder an der Engelsstatue, dem Ort für verstorbene Kinder („Das Totenhemdchen“, Märchen der Brüder Grimm).
Nach dem Spaziergang fand ein reger Austausch der Teilnehmer an Stehtischen vor der Huder Elisabeth-Kirche statt. Persönlich bedankten und verabschiedeten sich viele der Besucher: „Wirklich großartig, gut dass wir dabei waren.“
„Wir sind dankbar, für dieses Erlebnis“, sagten auch die Ehrenamtlichen des Hospizkreises.