Streekermoor Es gibt Situationen, die ein Leben verändern. Die dem Menschen klar machen, was er eigentlich will. Für Carolin Rother (24) war das eine Lesung der australischen Schriftstellerin Kate Morton. Extra nach Hamburg war sie damals, im Jahr 2011, gefahren. Stand nach der Lesung für ein Autogramm an, und es musste einfach aus ihr heraus: „Ich schreibe auch“, gestand sie der Bestseller-Autorin in damals noch etwas unsicherem Schulenglisch.
Widmung eines Idols
„Happy reading and writing“, wünschte ihr Kate Morton in Form einer Widmung. Carolin Rother hat diese Zeilen behalten und den Rat beherzigt. Fünf Jahre später, jetzt im Oktober 2016, erscheint ihr erster eigener Band – mit Gedichten im Oldenburger Isensee-Verlag. „Sehr ungewöhnlich“, findet Verlagschef Florian Isensee den Umstand, dass ein junger Schriftsteller seinen literarischen Einstand nicht mit Prosa, sondern Gedichten gibt.
Das Ergebnis ist umso überzeugender. Die in Streekermoor aufgewachsene Autorin öffnet in dem Band ihr Herz und lässt die Seele sprechen. Wenn sie mit warmer Stimme ihre eigenen Texte liest, bekommen diese noch eine ganz besondere Authentizität. Zu spüren bekommen haben das bereits am 9. September die 30 Zuhörer einer Lesung in der Hofbuchhandlung Kathrin Wellmann in Westerholt (Gemeinde Wardenburg). „Die junge Autorin, hat (...) durch ihren warmherzigen und besonnenen Vortrag einen wunderbaren Rahmen gegeben. Ein fast mystisch schöner Abend!“, heißt es auf der Homepage. Musikalisch begleitet wurde sie damals von ihrer Freundin Katharina Adam.
Carolin Rother hat 2011 an der Graf-Anton-Günther-Schule Abitur gemacht. Nach einem Freiwilligen Ökologischen Jahr studierte sie von 2012 bis 2015 deutsche und englische Literatur in Marburg. Nach dem Bachelor-Abschluss hängte sie in Schweden, an der Uni in Falun, bis zu diesem Jahr ein einjähriges Master-Studium in englischer Literatur dran.
Novelle schon fertig
Aus dem Schreiben ist während des Studiums viel mehr als nur ein Hobby geworden, wie es sie schon seit früher Kindheit begleitete. „Ich habe mein Interesse an der Lyrik neu entdeckt“, sagt sie. Ihre Mind-Map – ein Din-A4-großes Blatt Papier, auf dem sie künftige literarische Ziele und Projekte aufgezeichnet hat – sprengt schon fast den zur Verfügung stehenden Platz. Krimis, Jugend- und Kinderbücher, auch einen Roman möchte sie noch zu Papier bringen.
Früher schrieb sie vor allem, „wenn es aus mir herausbrach“, erzählt sie. Heute versucht sie, sich an jedem Tag Zeit für die Arbeit an ihren vielen parallel laufenden Projekten zu nehmen. Entscheidet dann spontan, woran sie weitermacht. „Eine kleine Novelle ist bereits fertig, muss nur noch abgetippt werden“, verrät sie. Kreatives Schreiben am Computer kann sie sich nicht vorstellen, sie schreibt lieber mit Stift in eine dicke Arbeitskladde.
Körper und Geist
Genau wie das Schreiben für sie ein physischer Vorgang ist, genießt Carolin Rother es auch, die Reaktionen der Leser zu erfahren, möchte deshalb auch in Zukunft gerne Lesungen geben. Neben ihrer literarischen Arbeit absolviert sie zurzeit eine Ausbildung zur Yogalehrerin.
Körper und Geist in Einklang zu bringen, durchzieht als Motiv ihres Handelns auch die schriftstellerische Arbeit. Die Idee, nach dem Studium als Lektorin in einem Verlag zu arbeiten, hat sie nach einem Praktikum erst einmal verworfen. Sie sei beim Lesen fremder Texte nach und nach richtig ärgerlich geworden, erinnert sie sich. „Das kannst du doch auch, nur besser“, ist sie überzeugt.