Schmidtke: Kurzzeitig. Aber das war vor meinem Kabarettisten-Dasein. Natürlich habe ich auch Hetze im Leben. Wenn ich auf dem Weg zum Soloprogramm bin, kann ich ja schlecht anrufen und sagen: Fangt schon mal ohne mich an. Der Ausweg aus der Hektik war für mich aber auch ein Grund, Künstler zu werden. Wer wie ich studiert hat, strebt eigentlich ein bequemeres Leben an. Früher war das mal so. Aber heute sind die Akademiker diejenigen, die sich am meisten selbst ausbeuten. Die haben das Prinzip Klassengesellschaft nicht verstanden. (lacht)
Schmidtke: Da spielt sicher der Leistungsdruck eine Rolle. Aber auch auch die Vernetzung. Wir haben ständig das Gefühl, etwas zu verpassen. Vor dem Fernseher wird parallel in Facebook gelesen und am besten auch noch auf Facebook kommentiert, was da gerade im Fernsehen läuft. Das ist krank. Multitasking funktioniert nicht, sagen Wissenschaftler. Fragen Sie mal Kachelmann: eigene Firma, TV-Termine und acht Lausemädchen. Das musste ja schiefgehen. Vier Lausemädchen hätten doch auch gereicht.
Schmidtke: Manchmal ist er sicher ein Tritt in den Arsch und somit ganz fruchtbar. Wer in der Klinik landet, der lernt, dass er nicht weitermachen kann wie bisher. Man muss lernen, abzuschalten. Aber der Untertitel kann sich auch darauf beziehen, dass es Leute gibt, die gar nicht erst anschalten – wie ich. Mit der Fähigkeit wird man geboren.
Schmidtke: (lacht) Mein Publikum hat mit diesem Thema gar nicht mehr viel zu tun – ein Großteil ist bereits im Rentenalter. Aber ich habe auch schon mal in einer Stadt mit mehreren Burnout-Kliniken gespielt. Das war großartig! Die Betroffenen haben da mehr Humor als man denkt. Und tolle Psychopharmaka!
Schmidtke: Das wirkt immer so. Aber ich komme selbst vom Land – aus dem Harz. Wenn man da als Jugendlicher den Bus verpasst, steht man dumm da, weil der nächste erst in zwei Stunden fährt. Das stresst einen auch.
Schmidtke: Vielleicht lachen sie im Rheinland etwas früher durch das viele Bier. Und der Rheinländer ist überzeugt davon, ganz viel Humor zu haben. Der lacht dann auch mal, obwohl er etwas gar nicht versteht. Er lacht aus Prinzip.
Schmidtke: Aus dem Leben. Alles, was mich bewegt, kann ich sofort ins Programm packen. Als Kabarettisten müssen wir das Leben spiegeln. Dann nimmt der Zuschauer etwas mit. Ich selbst fühle mich als Zuschauer am besten bedient, wenn ich nicht nur lachen kann, sondern auch etwas zum Nachdenken mit auf den Weg bekomme. Ich kann versprechen, dem Publikum beides zu bieten.
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