Wildeshausen /Sevilla Ende Januar in Krakau, im Februar in Wien, Murcia und Alicante und schließlich im März in Sevilla, León, Zamora und – Wildeshausen! So sieht momentan der Terminplan der Gambistin Johanna Rose aus, die europaweit ihre Debüt-CD präsentiert. Zusammen mit dem Cembalisten Javier Núñez interpretiert sie darauf drei Sonaten für Gambe und Cembalo von Carl Phillip Emanuel Bach.
Zurück zu den Wurzeln heißt es es am Sonnabend, 24. März, für die im spanischen Sevilla lebende Rose. Dann nämlich konzertiert sie um 20 Uhr auf Einladung des Kulturkreises in der Musikschule der Wittekindstadt, die einst ihre Heimat war. Die Liebe zu Streichinstrumenten wurde der 1981 in Tübingen geborenen Frau quasi in die Wiege gelegt. Ihr Vater, der Wildeshauser Kinderarzt Dr. Thomas Rose, spielt Cello, ihre Mutter Barbara Temeschinko-Rose Geige.
Inspiration
Nachdem die Familie 1988 nach Wildeshausen umgezogen war, begann Johanna zunächst Cello zu spielen. Mit 17 Jahren lernte sie dann – inspiriert von ihrer Mitschülerin Marthe Perl, der Tochter von Künstlerin Hille Perl – die Gambe kennen und lieben.
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Dieses etwas sperrige Instrument, das im Deutschen auch als Schoß- oder Kniegeige bezeichnet wird, entstand im 15. Jahrhundert in Spanien. Es behauptete sich bis ins 18. Jahrhundert in der Musik zahlreicher europäischer Länder, vornehmlich in Italien und Frankreich, England und Deutschland. Mit dem Aufkommen von Violoncello und Kontrabass geriet die Gambe allmählich in Vergessenheit, erlebt jedoch vor allem durch die historische Aufführungspraxis seit Beginn des 20. Jahrhunderts eine Renaissance.
Roses Faszination für die Viola da Gamba, die oft mit einem eher introvertierten Image verbunden ist, hält bis heute an. In Sevilla gilt die Deutsche inzwischen „seit mehr als einer Dekade als Teil der Gambisten-Elite“(Diario de Sevilla).
International
Die internationale Welt der Musik erkundete Rose direkt nach dem Abitur in Wildeshausen: Sie studierte in Basel an der Schola Cantorum Basiliensis bei Paolo Pandolfo und später bei Vittorio Ghielmi am Conservatorio della Svizzera Italiana in Lugano sowie an der Scuola Civica Mailand.
Mit höchster Auszeichnung, Matrícula de Honor, beendete die junge Künstlerin ihr Studium bei Ventura Rico in Sevilla.
Im Gepäck hatte sie damals ein Stück aus ihrer Heimat: die Bärenreiter Bachausgabe ihres Großvaters zusammen mit dem Faksimile-Nachdruck des Lehrbuches „Versuch über die wahre Art das Klavier zu spielen“ von C.P.E. Bach.
Debüt-Album
Mit ihrem Debüt-Album, 2017 bei Rubicon Classic erschienen, knüpft sie somit an eine Familientradition an und interpretiert Bachs Sonaten neu. Mit der Einspielung möchte sie nach eigenen Angaben zeigen, „dass die Gambe wie eine eigene Stimme singen und dabei eine besondere Tiefgründigkeit erzeugen kann.“
Hilfreich bei der Bewältigung der besonderen technischen Herausforderungen der Stücke ist die Qualität ihres Instruments. 1930 in Wien von Robert Knisch gebaut, kommt es historischen Gamben überraschend nah und hat dabei einen sehr direkten und kräftigen Ton. Wer sich selbst einen Eindruck von Rose und ihrem „Instrument mit Ecken und Kanten“ verschaffen möchte, sollte sich beizeiten die Karten sichern (siehe Infobox).