Zimmermann: Stottern beginnt meist im Alter zwischen zwei und fünf Jahren. Kinder, die stottern, verlieren für Momente die Kontrolle über ihr Sprechen. Man spricht hier von einer Sprechstörung. Diese äußert sich in Form von unfreiwilligen Wiederholungen, Verlängerung von Lauten und Blockierungen, bei denen die Sprechbewegung völlig einfriert.
Zimmermann: Ja, und die können auffälliger sein als das ursprüngliche Stottern. So werden manche Kinder beim Sprechen lauter oder bewegen Kopf und Arme beim Reden oder ziehen Grimassen. Andere versuchen dem Stottern vorzubeugen, indem sie flüstern, im Singsang sprechen oder gefürchtete Wörter umformulieren beziehungsweise ganz ersetzen. Manche schieben auch ein „Ähm“ ein.
Zimmermann: Man geht davon aus, dass es eine – in vielen Fällen genetische – Veranlagung fürs Stottern gibt. Früher oder später wird dann bei entsprechender Veranlagung das Stottern ausgelöst. Bei manchen Kindern können auch eine besonders schnelle oder gestörte Sprachentwicklung oder besondere Lebensereignisse eine Rolle spielen. Häufig lässt sich jedoch im Nachhinein kein Auslöser feststellen. Die Vermutung, dass Eltern die Schuld für das Stottern tragen, ist auf jeden Fall völlig überholt.
Zimmermann: Europäischen Studien zufolge stottern etwa fünf Prozent aller Kinder. Doch erfreulicherweise überwinden circa 75 Prozent von ihnen das Stottern ohne Therapie, so dass nur etwa ein Prozent der erwachsenen Bevölkerung stottert.
Zimmermann: Nein, Therapiekonzepte, die Heilungsversprechen abgeben, sind unseriös. Häufig werden durch eine Sprechtechnik Stotterereignisse unterdrückt und dieses flüssige Sprechen fälschlicherweise als „geheiltes Stottern“ bezeichnet. Wenn die Technik nicht mehr eingesetzt wird, sind die Stotterereignisse wieder hörbar.
Zimmermann: Eine Therapie ist dann erforderlich, wenn Eltern unsicher sind im Umgang mit dem Stottern ihres Kindes. Eine Stottertherapie kann frühestens mit zweijährigen Kindern begonnen werden. Dann reicht teilweise eine Beratung aus. Bei jungen Kindern versucht man, die Rückbildung des Stotterns zu begünstigen. Stotternde nach der Pubertät müssen sich auf ein Leben mit dem Stottern einstellen. Hier ist das Ziel ein möglichst souveräner Umgang mit dem Stottern und die Verbesserung der Sprechflüssigkeit. Gleichzeitig lernen Kinder und ihre Umgebung, möglichst gelassen mit dem Stottern umzugehen. Ziel ist auch, dass die Betroffenen und ihre Angehörigen Vorurteile abbauen.
Einwilligung und Werberichtlinie
Ja, ich möchte den täglichen NWZonline-Newsletter erhalten. Meine E-Mailadresse wird ausschließlich für den Versand des Newsletters verwendet. Ich kann diese Einwilligung jederzeit widerrufen, indem ich mich vom Newsletter abmelde (Hinweise zur Abmeldung sind in jeder E-Mail enthalten). Nähere Informationen zur Verarbeitung meiner Daten finde ich in der Datenschutzerklärung, die ich zur Kenntnis genommen habe.